Durch Corona sind Fragen zur Kurzarbeit, zur Annullierung von Flügen, zum Zügeln im Lockdown oder auch zum Homeoffice entstanden. Doch nicht alle konnten sich rechtliche Hilfe leisten. Darum sprangen in der ganzen Schweiz zahlreiche Juristinnen und Juristen mit kostenloser Rechtshilfe in die Bresche. Einige wollen diese Gratis-Dienstleistung auch nach Corona weiterführen.
Im Schnitt eine Anfrage pro Tag
Die Doktorandin Julia Meier ist eine von mehr als 100 Juristinnen und Juristen, die auf dem Onlineportal Legal Help rechtliche Fragen beantworten – gratis. Zu Beginn der Pandemie kamen an manchen Tagen fast gleichzeitig 30 Anfragen. Manchmal waren es weniger.
Im Durchschnitt sei es etwa eine Anfrage pro Tag gewesen. «So hat sich beispielsweise eine Frau bei uns gemeldet, der während Corona gekündigt wurde. Wir konnten ihr dann mit der rechtlichen Situation weiterhelfen», sagt Meier. «Oder ein selbständiger Vater, der kein Einkommen hatte und trotzdem seinen Unterhalt zu leisten hatte.» Dank der kostenlosen Beratung habe der Mann eine Lösung gefunden.
Für mich hat die Pandemie gezeigt, dass der Zugang zum Recht in der Schweiz zwar in der Verfassung verankert, aber in der Realität nicht unbedingt verwirklicht ist.
Die unbürokratische Hilfe führen die Online-Juristen darum weiter. Das Angebot sei gefragt und auch dringend nötig, findet Meier: «Für mich hat die Pandemie gezeigt, dass der Zugang zum Recht in der Schweiz zwar in der Verfassung verankert, aber in der Realität nicht unbedingt verwirklicht ist.»
Gratisangebote gibt es schon länger
Das sehen auch andere Juristinnen und Juristen so. Die kostenlose Rechtsberatung in der Schweiz habe eine lange Tradition, weiss Adrian Kammerer, Präsident des Zürcher Anwaltsverbands: «Es gibt sehr viele solche Gratisangebote und es gab sie auch schon lange vor Covid», betont er. So helfen etwa Bezirksgerichte, Anwaltsverbände oder Kanzleien ehrenamtlich bei Rechtsfragen weiter.
Da ist viel Herzblut und guter Wille der Anwaltschaft dabei.
Möglicherweise habe die Pandemie zu noch mehr solchen Angeboten geführt. Eine positive Entwicklung, findet Kammerer. «Ich denke, da ist wirklich viel Herzblut und guter Wille der Anwaltschaft dabei.» Eine Konkurrenz sei das Gratisangebot für die Anwälte nicht.
Auch Julia Meier vom Verein Legal Help sagt, wer sich an den Verein wende, habe zwar Fragen, aber oftmals kein Geld. Damit die Grosszügigkeit der Juristinnen nicht ausgenutzt wird, sind die finanziellen Verhältnisse stets vor der Beratung ein Thema. Denn beraten wird nur, wer mittellos ist.