- Die SBB reagiert auf den veränderten Markt im Güterverkehr.
- Mit neuen Terminals entlang der Ost-West-Achse und Hubs in den Städten will sie einfache Umschlagsmöglichkeiten zwischen Strasse und Schiene schaffen.
- Bis 2050 will die SBB so 60 Prozent mehr Güter auf der Schiene transportieren.
Im Güterverkehr wird in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum erwartet – doch was transportiert werde, das ändere sich markant, sagte SBB-Verwaltunsgsratspräsidentin Monika Ribar an einer Medienkonferenz. «Schwere, grosse Güter wie Benzin und Kohle, welche unsere Loks heute transportieren, werden weniger», sagte Ribar. Bis 2050 dürften hingegen die Paketzustellungen um 160 Prozent zunehmen.
Auch die Mengen von Stückgut, Baustoffen und Abfällen dürften stark steigen. Dabei würden die Kunden mehr Geschwindigkeit, Flexibilität und Pünktlichkeit erwarten. Bis 2050 will die SBB die Hälfte des in der Schweiz neu anfallenden Güterverkehrs auf die Schiene bringen. Dies bedeutet: Die Bahn muss im Vergleich zu heute 60 Prozent mehr Güter transportieren.
Express-Güterzug im Taktfahrplan
Mit dem Ausbauschritt 2035 werde die Basis für die Güter-Offensive gelegt, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot. Dieser räume dem Güterverkehr deutlich mehr Trassen ein. Anders als heute blieben die Schienen in Hauptverkehrszeiten nicht mehr den Personenzügen vorbehalten. Dies nutzt die SBB, um einen schweizweiten Taktfahrplan für 400 Meter lange Express-Güterzüge einzuführen, die mit bis zu 120 km/h fahren werden.
Mit häufigeren, schnelleren Transportmöglichkeiten könnte die SBB etwa für Grossverteiler und Speditionsunternehmen attraktiver werden, ergänzte Ribar. Die Kundinnen und Kunden sollen dabei ihre Waren einfacher an- und abliefern können.
Das Logistik-Konzept sieht zudem fünf bis acht City-Hubs in Schweizer Städten vor. Bereits bestehende Güterverkehrsanlagen sollen weiterentwickelt werden. Sie sollen insbesondere der Bau- und Entsorgungslogistik dienen. So könnten die Städte entlastet werden, zeigte sich Ribar überzeugt. «Lastwagen belasten Bevölkerung und Umwelt, da muss es Antworten geben.»
Dass Elektrolastwagen allein die Lösung sein könnten, glaubt sie nicht. Denn: Staus würden mit diesen nicht weniger.
An ihren Umschlagplätzen will die SBB vermehrt auf Automatisierung und neue Technik setzen. Mit einer automatischen Bremsprobe, die vom Führerstand aus möglich wird, kann in Zukunft Zeit gespart werden. Auch automatische Kupplungen vereinfachen die Abläufe. «Wir werden in unseren Rangierbahnhöfen viel effizienter sein», sagte Ducrot.
Gewerkschaft «hocherfreut»
SBB-Chef Ducrot forderte im Hinblick auf noch anstehende Debatten «eine Unterstützung des Einzelwagenverkehrs». Schreibe die Politik ein Verlagerungsziel vor, dann müsse es auch unterstützt werden. «Ohne Förderung gibt es eine Rückverlagerung auf die Strasse.»
Über das Konzept «Suisse Cargo Logistics» zeigte sich die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) in einer ersten Reaktion «hocherfreut». Es handle sich um ein klares Bekenntnis zum konkreten Ausbau im Schienengüterverkehr. Diese gebe den verunsicherten Mitarbeitenden und Kunden die ersehnten Perspektiven.