Das Wichtigste in Kürze:
- Der Bankenombudsman ist die Anlaufstelle für verärgerte Bankkunden. Letztes Jahr sind wieder über 2000 Beschwerden bei ihm eingegangen.
- Die Anzahl der Klagen wegen hoher Gebühren haben um 14 Prozent zugenommen.
- Wenn der Ombudsman dem Kunden recht gibt, lenkt die Bank in 90 Prozent aller Fälle ein.
Zinsen auf dem Bankkonto gibt es heute fast keine mehr. Dafür werden immer mehr Gebühren erhoben. Und die ärgern die Kunden: «Ich verstehe schon, dass die Kunden deswegen verärgert sind», sagt Bankenombudsman Marco Franchetti. Über 2000 Beschwerden hat er letztes Jahr behandelt, über fünf pro Tag.
Kontoauszüge bekam man früher gratis
Um 14 Prozent hätten bei ihm die Beschwerden über Gebühren zugenommen letztes Jahr, sagt er. Neuerdings würden die Banken auch Geld für Dienstleistungen verlangen, die bislang gratis waren. «Zum Beispiel, wenn Sie einen Kontoauszug wollen. Früher hat ihn jede Bank jeden Monat gratis verschickt. Heute macht das keine Bank mehr gratis. Entweder nehmen Sie den Auszug selbst vom Internet oder sie müssen für jedes Papier etwas bezahlen.»
Wofür eine Bank welche Gebühr verlangt, sei häufig im Kleingedruckten versteckt. In seinem jüngsten Jahresbericht beschreibt Franchetti einen Fall, in dem sogar die Experten seiner Ombudsstelle beinahe gescheitert wären bei der Recherche: «Nur durch mehrere Links, Sternchen und Fussnoten wurde klar, wie es zu diesen Gebühren kommt. Wir waren der Meinung, das sei intransparent, und wir konnten die Bank überzeugen. Sie hat ihre Verfahren geändert.»
Weniger Gewinn im Kreditgeschäft
Warum die Banken überhaupt so hohe Gebühren erheben, erklärt Ombudsman Franchetti unter anderem damit, dass die Banken im Kreditgeschäft tendenziell weniger verdienen würden, wegen der extrem tiefen Zinsen. «Das ist sicher wegen dem Margendruck, dass die Banken die Gebühren erhöhen oder neue Gebühren einführen. Denn irgendwo müssen sie ja Geld auftreiben.»
Wollen sich die Kunden wehren, können sie beim Bankenombudsman anklopfen. Der kann die Banken zwar nicht zwingen, ihre Gebühren zu senken. Dazu fehlt ihm als neutralem Vermittler die Macht. Doch wenn die Klagen der Kunden berechtigt seien, sagt Franchetti, dann würden die Banken in über 90 Prozent der Fälle einlenken.
Beharrt die Bank auf ihren Forderungen, bleibt als Nächstes der Gang vor Gericht. Doch wegen der hohen Kosten scheuen die Kunden zumeist diesen Schritt und zahlen stattdessen zähneknirschend die Gebühren.