Seit dem Zusammenbruch der Credit Suisse steht die Finanzmarktaufsicht Finma in der Kritik. Mit ihrem Bericht hat sie im Dezember den Befreiungsschlag versucht.
Markus Diem Meier kommt dieses Verhalten der Finma bekannt vor: «Auch schon bei Greensill oder Archegos [ein Lieferketten-Fonds und eine Hedgefonds, die Milliarden-Abschreiber nach sich zogen, Anm. d. R.] hat sie intensiv aufgezählt, welche Warnungen sie ausgesprochen hatte«, sagt der Chefredaktor der «Handelszeitung» im «Eco Talk».
«Aber der Punkt ist: Es hat bei der CS niemanden interessiert. Das hält sie sogar selbst fest.» Das Problem: Die Finma könne nicht wirklich «beissen».
Florence Vuichard, die bei CH Media das Wirtschaftsressort leitet, glaubt, Bussen könnten zum «Verkaufen einer Strafe» helfen: «Sagen zu können, eine Milliarde oder 500'000, das ist griffig. Denn so ein Enforcement-Verfahren liest ja niemand.»
Das Enforcement-Verfahren ist ein Instrument der Finma, das sie bei Verdacht auf Verletzung des Aufsichtsrechts einleiten kann. Es kann zum Verlust der Banklizenz oder zum Berufsverbot für einzelne Personen führen.
«Die Finma hat sicher keinen einfachen Job», sagt Suzanne Ziegler, Professorin für Banking und Finance an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Aber: «Ich bin nicht sicher, ob Bussen Wirkung hätten. Denn wer zahlt es am Schluss? Das ist die Bank oder eine Versicherung. Sicher nicht die Personen selbst.»
Gewährsprüfungen ausdehnen
Suzanne Ziegler sagt, die Finma hätte schon heute eine Möglichkeit, die sie nicht ausschöpfe. «Sie macht Gewährsprüfungen etwa von Personen, die in einen Verwaltungsrat kommen. Das könnte man ausdehnen.»
Man könne etwa das fachliche Knowhow prüfen. In Grossbritannien würden bereits «harte Tests» durchgeführt, um beurteilen zu können, ob Anwärter oder Anwärterinnen das erforderliche Fachwissen mitbrächten.
Mit Tidjane Thiam und Urs Rohner etwa sassen von 2015 bis 2020 bei der Credit Suisse Personen an Schlüsselpositionen, die ursprünglich nicht aus der Bankbranche stammten. Konzernchef Tidjane Thiam kam vom Versicherungskonzern Prudential. Urs Rohner war zwar bereits in leitender Stellung bei der Grossbank, ist aber von Haus aus Jurist.
«Keine Absicherung» bei UBS
Zur aktuellen UBS sagt Markus Diem Meier: «In den jüngsten Zahlen sehe ich kein Risiko. Aber wir haben keine Absicherung, wenn es wieder in die falsche Richtung läuft. Und das beunruhigt mich.»
Denn einer Aussage pflichten alle drei bei: Eine nächste Bankenkrise wird kommen. «Wir müssen damit leben», sagt Suzanne Ziegler von der ZHAW, die zum Thema «Banken in Schieflage» promoviert hat. «Es wird immer Bankenkrisen geben. Und wir haben keine Garantie, dass die UBS etwas anderes macht.»
«Vielleicht müssen wir einfach den Schaden möglichst minimieren», sagt Florence Vuichard von CH Media. Sie setzt Hoffnungen in den «Too-bit-to-fail»-Bericht des Bundesrates, der in diesem Frühjahr erscheinen soll.