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Vorsitz im Verwaltungsrat Was muss eine Führungsperson an der Raiffeisen-Spitze mitbringen?

Guy Lachappelle ist nicht der Erste, der an der Spitze von Raiffeisen stolperte. Kann ein weiterer Fehlschlag verhindert werden?

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Aus dem Archiv: Lachappelle tritt zurück
Aus 10 vor 10 vom 15.07.2021.
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Wer soll die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz künftig präsidieren? Das Anforderungsprofil muss die Raiffeisen-Gruppe erst ausarbeiten, denn sie wurde vom Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten Guy Lachappelle komplett überrumpelt.

Nach den zahlreichen personellen Fehlschlägen bei der Raiffeisen-Bank auf dem Chefsessel und dem Präsidentenstuhl in den letzten Jahren, gilt es nun, dieses Mal alles besser zu machen.

Christian Fichter, Wirtschaftspsychologe von der Kalaidos Fachhochschule, hatte keinen Einblick in die bisherigen Rekrutierungsprozesse. Er sagt: «Von aussen betrachtet sieht es so aus, dass man sich nicht getraut, neben den fachlichen Qualifikationen auch die persönlichen Qualifikationen wirklich auf Herz und Nieren zu prüfen.»

Das sei ein weit verbreiteter Fehler, gerade wenn es um Top-Jobs in Schweizer Führungsetagen gehe. «Häufig ist es so, dass man bei der Personalauswahl entweder gar nicht weiss, dass man auch Persönlichkeitseigenschaften bestimmen und herausfiltern kann. Oder wenn man’s weiss, dass man’s nicht richtig macht.»

Wenn Sie es an die Spitze schaffen wollen, kann Integrität manchmal hinderlich sein.
Autor: Christian Fichter Wirtschaftspsychologe

Fichter zufolge wäre eine solche Prüfung in der Bankbranche besonders wichtig. Die Forschung habe gezeigt, dass im Finanzsektor in besonderem Masse Persönlichkeitseigenschaften gefragt seien, bei denen man an die Grenze dessen gehe, was noch legal und gesellschaftlich akzeptiert sei.

Sprich: Wer nicht immer mal wieder die Grenzen auslotet, schafft es in der Finanzbranche nicht bis an die Spitze. Oder wie Fichter es formuliert: «Wenn Sie es an die Spitze schaffen wollen, kann Integrität manchmal hinderlich sein.»

Persönliche Beziehungen sind mitentscheidend

Der Grund: Auch in der Schweiz entscheiden oft persönliche Beziehungen darüber, ob jemand die nächste Sprosse der Karriereleiter erklimmen kann oder nicht. Seilschaften sind hilfreich, aber juristisch und moralisch manchmal eine Gratwanderung.

Die Raiffeisen-Gruppe hat seit dem Fall des früheren Dominators Pierin Vincenz zahlreiche Wirren durchlebt. Gerade deshalb sagt Christian Fichter, es gelte bei der Suche nach einem neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin nicht nur, auf das Banken-Know-how und das Branchennetzwerk zu schauen: «Die Integrität und die Glaubwürdigkeit sind genauso wichtig wie das Fachwissen.»

10vor10, 16.07.2021, 21:50 Uhr

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