- Das Parlament in Athen soll Korruptionsvorwürfe gegen zehn griechische Politiker untersuchen.
- Dies nach Vorwürfen einer mutmasslichen Begünstigung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis.
- Dafür sprach sich eine Mehrheit der Abgeordneten aus.
Zeugen werfen dem Schweizer Pharmakonzern vor, zahlreiche Menschen bestochen zu haben. Dies, um die Preise für die eigenen Medikamente in die Höhe zu treiben und durch zügige Genehmigung der eigenen Produkte den Markt zu beherrschen. Die Zeugen stehen unter dem Schutz der Justiz.
Unter den mutmasslich Bestochenen sollen sich die ehemaligen Regierungschefs Antonis Samaras und Panagiotis Pikramenos befinden. Auch Zentralbankchef Ionnis Stournaras, EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos und sechs weitere Minister sowie Vizeminister und tausende Ärzte stehen unter Korruptionsverdacht.
«Das hat Griechenland drei Milliarden Euro gekostet», sagte Regierungschef Alexis Tsipras im Parlament. Er werde alles tun, damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Damit meine er die Regierungen der Konservativen und der Sozialisten, die Griechenland bis 2015 regiert hatten.
Wir sind entschlossen, ein umfassendes Verständnis der Situation zu erlangen und gegebenenfalls die Verantwortung für alle Aktivitäten zu übernehmen, die unsere hohen Standards für ethisches Geschäftsverhalten nicht erfüllt haben.
Novartis hatte vergangene Woche erklärt, es werde eine interne Untersuchung durchgeführt. «Wir sind entschlossen, ein umfassendes Verständnis der Situation zu erlangen und gegebenenfalls die Verantwortung für alle Aktivitäten zu übernehmen, die unsere hohen Standards für ethisches Geschäftsverhalten nicht erfüllt haben», teilte das Unternehmen mit.
Samaras spricht von Verleumdungs-Kampagne
Die unter Verdacht stehenden Politiker sprachen unterdessen von Verleumdung. Sie werfen der Tsipras-Regierung vor, von der schweren Finanzkrise ablenken zu wollen. Die Regierung und Tsipras persönlich nutzten die Aussagen von «vermummten und Kapuzen tragenden Zeugen», um «Schlamm auf ihre politischen Gegner zu werfen», sagte der ehemalige konservative Regierungschef Samaras. «Es ist eine Intrige, der grösste Komplott seit Gründung des modernen griechischen Staates», fügte Samaras hinzu.
Das juristische Tauziehen könnte Rechtsanwälten zufolge mehrere Monate, wenn nicht Jahre dauern.