Die Klage ist alt. Auch dieses Jahr erhob WEF-Direktor Alois Zwinggi seinen Zeigefinger und mahnte via «Blick online» die Davoser und Davoserinnen zu mehr Bescheidenheit, verbunden mit einer Drohung: «Wir hoffen, dass Davos und die Leistungsträger im Tourismus verstehen, dass die Preisentwicklung im Griff behalten werden muss, wenn wir uns langfristig für Davos verpflichten wollen.» Sprich: Wenn sich die Davoser – und mit ihnen die Ferienwohnungsbesitzer – nicht mässigen, dann könnte dieser einträgliche freie Markt plötzlich verschwinden, weil das WEF wegzieht.
Davos sei eine Visitenkarte für die ganze Schweiz, unterstrich 2014 auch WEF-Gründer Klaus Schwab, und die hohen Preise ein Reputationsrisiko für das ganze Land: «An keinem Ort versammeln sich mehr wichtige Meinungsmacher als in Davos. Also ist es nicht nur im Interesse von Davos, sondern auch in dem der Schweiz, dass wir uns von der besten Seite zeigen.»
Ausnahmen für Einheimische
Zumindest für den Moment bleibt das WEF in Davos. Gestern Abend unterzeichneten Bund, Kanton, Davos und das WEF den neuen Vertrag für die Aufschlüsselung der millionenschweren Sicherheitskosten. Erst am Freitag will das WEF mitteilen, wie viel Geld künftig aus der Staatskasse kommt.
Während sich draussen auf der Promenade Limousinen stauen, sitzen drinnen im Pub einige Einheimische beim Apéro. Höhere Preise? Nein, hier bleibe alles beim Alten, sagt Barfrau Carina. Wobei, räumt sie ein: Letztes Jahr habe sie in einem anderen Lokal den Hamburger während des WEF für 24 statt für 15 Franken verkauft. «Da muss ich leider ehrlich zugeben, dass wir mit den Preisen fürs Essen raufgegangen sind. Allerdings nur bei den WEF-Gästen.»
Bei den Einheimischen sei es zu Reklamationen gekommen, so dass man die Preise angepasst habe: «Die, die immer kommen, die hier wohnen, haben die alten Preise bezahlt.» Jenes Lokal habe allerdings bald darauf geschlossen.
Unanständig hohe Wohnungsmiete
«Der Markt soll spielen. Und die Nachfrage ist hoch», erklärt der Davoser Landamann Tarzisius Caviezel. «Aber es gibt auch Grenzen. Diese sind überschritten, wenn man unanständig hohe Preise verlangt, zum Beispiel das 30-, 40- oder sogar 50-fache der normalen Miete für eine Wohnung für eine Woche.» Doch was angemessen ist, bestimmt der Markt – und der zahlt viel.
Ist das die unsichtbare Hand des Marktes? FDP-Politiker Caviezel widerspricht. «Der Markt allein kann das nicht regeln. Wenn Sie nach Davos müssen, koste es was es wolle, dann müssen Sie das Angebot annehmen, das Ihnen dann noch zur Verfügung steht.» Kein Problem mit hohen Preisen hat das WEF selber.
Die Grenze ist überschritten, wenn man das 30-, 40- oder sogar 50-fache der normalen Miete für eine Wohnung für eine Woche verlangt.
Wer an den Kongress nach Davos möchte, zahlt für den viertägigen Anlass eine Teilnahmegebühr von 27'000 Franken. Und das ist noch nicht alles: Die jeweilige Firma muss einen Mitgliederbeitrag zahlen, was nochmals mit 60'000 Franken zu Buche schlägt – ein anständiger Preis.