Der norwegische Staatsfonds ist ein Koloss. Weltweit investiert er rund 1.6 Billionen Euro in Unternehmen – auch in Schweizer. SRF News hat Nicolai Tangen, den Chef der Norges Bank Investment, am Weltwirtschaftsforum in Davos zum Gespräch getroffen.
SRF News: Die Welt ist voller Unsicherheiten – ein guter Zeitpunkt, um Aktien zu kaufen?
Nicolai Tangen: Das ist schwierig zu sagen. Man muss, wenn man in Aktien investiert, sehr langfristig investiert und breit diversifiziert sein. Es ist sicher eine Zeit mit interessanten Entwicklungen. Die Technologiebranche läuft sehr gut. Viele andere Sektoren auch. Auch viele Schweizer Unternehmen sind gut im Geschäft.
Sie schliessen auch Anlagen aus. Weshalb?
Wir schliessen Unternehmen aus, die nicht ethisch sind oder nach norwegischen Massstäben nicht als ethisch gelten. Zum Beispiel Tabakunternehmen, Unternehmen, die Kohle produzieren. Auch einige Waffenproduzenten, in die man – unserer Meinung nach – nicht investieren sollte.
Der Staatsfonds investiert in alle grossen Schweizer Unternehmen. Wie nehmen Sie Einfluss, wenn Sie zum Beispiel die Strategie anzweifeln?
In erster Linie suchen wir den Dialog. Wir tauschen uns häufig mit den Unternehmen aus, in die wir investiert sind. Pro Jahr sind es etwa 3000. Dabei geht es um Themen, die auch uns Investoren interessieren. Wir machen unseren Einfluss geltend und stimmen bei den Generalversammlungen ab. Jährlich nehmen wir weltweit an 10'000 Hauptversammlungen teil und stimmen über mehr als 100'000 Vorschläge ab.
Die Vergütung des CEO muss leistungsbezogen sein. Das ist uns wichtig.
Geht es dabei manchmal auch um Managergehälter?
Ja, manchmal – auch über Gehälter der Konzernleitung. Wir vertreten dabei eine klare Meinung. Wir wollen, dass diese Bezüge mit unseren Interessen übereinstimmen. Sie sollten auf Wertschöpfung beruhen und mit den Interessen der Aktionäre übereinstimmen. Normalerweise mischen wir uns nicht ein, wenn ein Unternehmen seinen Mitarbeitern zu hohe oder zu niedrige Löhne zahlt. Die Vergütung des CEO muss leistungsbezogen sein. Das ist uns wichtig.
Die UBS ist ihre grösste Investition in der Schweiz. Wie denken Sie darüber?
Die UBS ist eine grossartige Investition. Wir glauben, dass die Fusion mit der Credit Suisse sehr gut war. Das Management entwickelt die Bank sehr gut. Wir hoffen, dass wir noch lange Aktionäre bleiben.
Wenn es nach der Politik geht, soll die UBS mehr Eigenkapital halten. Wie denken Sie darüber?
Wir glauben, dass dies eine Diskussion zwischen der Bank und den Regulierungsbehörden ist. Und deshalb mischen wir uns normalerweise nicht in diese Art von Diskussionen ein. Wenn die Aufsichtsbehörden also mit der Höhe des Eigenkapitals einverstanden sind, dann sind wir auch einverstanden.
Kurzfristig mögen einige von Trumps Massnahmen positiv für Amerika sein. Langfristig ist es schwierig, zu sehen, was das bedeutet.
Sind Sie auch in Kryptowährungen investiert?
Nein. Das Finanzministerium bestimmt unser Investitionsuniversum. Kryptowährungen sind darin nicht enthalten.
Der neue US-Präsident Donald Trump treibt derzeit die Unternehmenswelt vor sich her. Wie denken Sie darüber?
Das ist ein komplexes Thema – auch wenn man sieht, was in den USA gerade vor sich geht. Donald Trump hat sich mit seinen Ansichten und seiner Politik zu Wort gemeldet. Es ist leicht, mit vielen dieser Massnahmen nicht einverstanden zu sein, beispielsweise mit seiner Klimapolitik. Kurzfristig mögen allenfalls einige dieser Massnahmen positiv für Amerika sein, auch für amerikanische Unternehmen wegen der Regulierungen beispielsweise. Langfristig ist es aber schwierig, zu sehen, was das für die Gesellschaft und die Inflation bedeutet.
Das Gespräch führte Andreas Kohli.