Ab zwölf Franken pro Monat Filme schauen – und sich die Kosten dafür sogar noch mit Freunden teilen. Das ist die Faszination und bisher auch das Geschäftsmodell von Netflix. Lange hat das funktioniert. Der Streaming-Dienst konnte Jahr für Jahr wachsen. 2022 hingegen verlor Netflix erstmals Abonnentinnen und Abonnenten.
Darauf reagiert Netflix und will in Zukunft der Doppelnutzung von Konten einen Riegel schieben. Bisherige Trittbrettfahrer müssen bald auch bezahlen.
Schmaler Grat
Netflix testet das neue Modell bereits in Südamerika und zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung dort. Nun soll die Doppelnutzung schrittweise auch in anderen Weltregionen unterbunden werden – zuerst in den USA.
Der Telekom-Experte Ralf Beyeler ist skeptisch, ob Netflix mit dem Kurswechsel erfolgreich sein wird: «Einzelne Kunden werden sicherlich eigene Abos machen. Aber viele Kunden werden sich das nicht vorschreiben lassen von Netflix.»
Wer für Netflix nichts bezahlen möchte, der bezahlt nichts.
Die Nutzerinnen und Nutzer werden laut Beyeler nach Wegen suchen, um weiterhin kostenlos schauen zu können. «Wer für Netflix nichts bezahlen möchte, der bezahlt nichts», sagt Beyeler.
Konkurrenzkampf hat zugenommen
Netflix braucht Geld und will dieses bei den Nutzerinnen und Nutzern holen. Das Problem: Der Streaming-Markt ist zunehmend gesättigt. Unternehmen wie Disney, Amazon oder Apple konkurrieren um das laut Nutzerbefragungen begrenzt zahlungsbereite Publikum.
Netflix müsse daher neue, teure und exklusive Eigenproduktionen herausbringen, um die Leute bei Stange zu halten, sagt Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger von der Frankfurter Goethe-Universität. «Netflix versucht, mit eigenen globalen Blockbustern – dem bisherigen Hauptprodukt der klassischen Hollywood-Studios – in den Wettbewerb mit anderen Dienstleistern zu treten», sagt Hediger.
Nur mit einer ausgeprägten Exklusivität der Inhalte könne die Zahlungsbereitschaft erhöht werden. Gerade im Wettbewerb mit einem Konkurrenten wie «Disney+», der Star Wars anbietet, sei dies ein harter Kampf, so der Filmwissenschaftler.
Netflix braucht also Geld für weitere Eigenproduktionen, um die Kundschaft bei Laune zu behalten. Gleichzeitig muss das Unternehmen aufpassen, die Kunden mit der neuen Massnahme nicht zu vergraulen.