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Weltbank in der Kritik Manipulation eines Berichts setzt IWF-Chefin unter Druck

Es steht viel auf dem Spiel – für die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, und auch für die Weltbank, die grösste Entwicklungsbank weltweit.

Im Kern geht es um politische Manipulationen beim «Doing-Business»-Bericht. Dieser weit beachtete Bericht der Weltbank bewertet alljährlich, wie gut das Investitionsklima in 190 Ländern weltweit ist. Je weiter oben ein Land im Ranking platziert ist, desto bessere Chancen darf es sich im scharfen Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen erhoffen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der «Doing-Business»-Bericht wegen Mauscheleien beim Ranking einzelner Länder in der Kritik steht. Die Weltbank selbst hat in Zusammenhang mit Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits «Unregelmässigkeiten» eingeräumt und den Bericht zeitweise ausgesetzt.

Druck von China nachgegeben?

Doch was die gerade publizierte Untersuchung einer unabhängigen Anwaltskanzlei jetzt ans Tageslicht befördert hat, stellt alles in den Schatten: Demnach soll die jetzige IWF-Chefin Georgiewa in ihrer Zeit bei der Weltbank aktiv darauf hingewirkt haben, dass China im «Doing-Business»-Bericht besser platziert wird.

Eigentlich wäre China im Ranking von 2018 um sieben Plätze nach unten gerutscht – was zweifellos einen grossen Imageverlust für die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt bedeutet hätte. Doch Georgiewa habe im zuständigen Team eine andere Messmethode durchgedrückt. Nur deshalb habe China seinen bisherigen Rang 78 halten können, heisst es im Bericht der US-Anwaltskanzlei Wilmer Hale. Das alles geschah zu einem Zeitpunkt, als die Weltbank um Chinas Zustimmung zu einer grossen Kapitalerhöhung buhlte.

Georgiewa bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Integrität der Weltbank leidet

Und trotzdem: Wenn sich bestätigen sollte, was ihr der Bericht vorwirft, handelt es sich um eine massive politische Einflussnahme, welche die Integrität der gesamten Institution Weltbank infrage stellt. Und auch die heutige IWF-Chefin Kristalina Georgiewa massiv unter Druck setzt. Ausgerechnet in einer Zeit, in der beide Institutionen wegen der Covid-Pandemie ohnehin am Anschlag sind.

Wie schwer die Vorwürfe die Institutionen belasten, wird auch von der Weltbank selbst abhängen. Und ihrem Willen, für mehr Transparenz und bessere Gouvernanz zu sorgen. Vorerst hat sie den «Doing-Business»-Bericht sistiert.    

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

SRF 4 News, 17.09.2021, 09:00 Uhr

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