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Weltweite Vermögensverwaltung Schweizer Spitzenposition als Geldhüterin der Reichsten bröckelt

Die Schweiz bleibt in der Vermögensverwaltung die Welt-Nummer 1. Der Vorsprung auf Grossbritannien und die USA schmilzt.

Die Reichen und Super-Reichen dieser Welt haben ihre Vermögen auch im Corona-Jahr 2020 weiter mehren können. Die Pandemie habe die Vermögenden aber auch dazu veranlasst, ihr Geld auf verschiedene internationale Vermögenszentren zu verteilen.

Beobachtet hat dies Patrick Spiller, Leiter Vermögensverwaltung des Beratungsunternehmens Deloitte, der den globalen Vermögensverwaltungsmarkt im Jahr 2020 untersucht hat. Kundinnen und Kunden suchten in unsicheren Zeiten vermehrt nach Stabilität – sei es nach stabilen Staatsfinanzen oder nach politischer Stabilität.

Vorsprung auf Grossbritannien und USA schrumpft

Dabei hat der Schweizer Finanzplatz seine weltweite Führungsposition in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung behaupten können – allerdings mit schrumpfendem Vorsprung. So sind die in der Schweiz verwalteten Vermögen ausländischer Kundinnen und Kunden 2020 um gut sieben Prozent gewachsen: auf rund 2600 Milliarden US-Dollar.

Die weltweite Nummer 2, Grossbritannien, konnte dagegen um 13 Prozent zulegen auf 2100 Milliarden. Die drittplatzierten USA wuchsen gar um 15 Prozent auf inzwischen 2'000 Milliarden US-Dollar.

USA profitieren von fehlendem Informationsaustausch

Dass Grossbritannien als Anbieter von internationalen Vermögensverwaltungs-Dienstleistungen hat zulegen können, habe sicherlich mit einem Aufholeffekt zu tun, meint Patrick Spiller. Nach dem nun vollzogenen Brexit seien verschiedene Unsicherheitsfaktoren weggefallen, welche die Reichen der Welt von Geldanlagen in Grossbritannien abgehalten hatten. «Die USA profitieren sicher – das darf man schon sagen – davon, dass sie keinen automatischen Informationsaustausch haben», so Spiller.

Die Schweizer Banken haben gelernt, mit dem Informationsaustausch umzugehen.
Autor: Patrick Spiller Leiter Vermögensverwaltung Deloitte

Der Schweizer Finanzplatz werde hingegen vom seit 2017 geltenden Informationsaustausch gebremst, stehe dennoch solide da: Das Geschäft wächst – einfach etwas weniger schnell.

Weiter beobachtet Spiller von Deloitte: «Die Schweizer Banken haben gelernt, mit dem Informationsaustausch umzugehen. Sie bauen auf Servicequalität und gute Produkte. Und sie bedienen ihre ausländischen Kundinnen und Kunden dank ihrer internationalen Abdeckung auch in Hongkong, Singapur oder Luxemburg.»

Digitalisierung und Talent-Anwerbung als Erfolgsfaktoren

Wolle die Schweiz ihre weltweite Führungsposition als internationales Vermögensverwaltungszentrum verteidigen, müsse sie verstärkt in einen Digitalisierungsschub investieren.

Die Schweizer Banken müssten weiterhin die besten Talente aus aller Welt anwerben können. Und sie sollten die Chancen beim Thema Nachhaltigkeit noch vermehrt angehen, rät der Deloitte-Studienautor.

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Tagesschau, 07.10.2021, 19:30 Uhr

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