Grafikkarten und Gamekonsolen sind knapp, weil die nötigen Chips fehlen. Mittlerweile gebe es auch bei anderen Produkten Engpässe, sagt David Kübler von Digitec-Galaxus: Roboterstaubsauger, Laptops, PCs, Handys, elektrische Zahnbürsten, Rasierapparate, Kaffeemaschinen.
Einige Händler warnen: Wer Elektrogeräte nicht jetzt kaufe, gehe an Weihnachten leer aus. Bei der Autoindustrie tönt es noch dramatischer: Dort stehen die Fliessbänder teilweise still, weil Chips fehlen. Es gibt mehrere Gründe, warum sie fehlen, erklärt Wirtschaftsredaktor Matthias Heim.
- Weniger Bestellungen zu Beginn der Pandemie: Die Unternehmen konnten die Entwicklung der Wirtschaft nicht abschätzen. Vielerorts kam die Erholung schneller als erwartet.
- Stillstehende Fabriken im Zusammenhang mit der Pandemie: Entsprechend fehlen die Mengen, die normalerweise hergestellt werden.
- Weltweite Lieferkettenprobleme: Vor grossen wichtigen Häfen stauen sich aktuell die Containerschiffe. Die können nicht be- und entladen werden.
- Grosser Bedarf: Es gibt einen sehr viel grösseren Bedarf an Chips als vor der Pandemie. Viele arbeiten im Homeoffice und haben sich mit Computern und Druckern ausgerüstet.
Leistungsfähige Chips braucht auch die Autoindustrie, denn ohne Chips gibt es keine elektronischen Einparkhilfen, Navi-Geräte oder Spurhalteassistenten. In der Autoindustrie sind die Auswirkungen des Chipmangels deshalb gravierend.
Die Autobranche trifft es laut Wirtschaftsredaktor Heim aus zwei weiteren Entwicklungen besonders hart. In dieser Branche gelte die «Just-in-time-Produktion». «Die Autobauer haben kein Warenlager mehr. Sie bestellen heute, lassen morgen liefern und verbauen die Elemente übermorgen. Wenn es rumpelt in der Lieferkette, dann gerät die ganze Autoproduktion durcheinander.» Die zweite und etwas längerfristige Entwicklung sei die Umstellung Richtung Elektroauto.
Es werden zwar langsam Anstrengungen unternommen, um die Chipproduktionen zu fördern. Das sei aber komplex und brauche Zeit, so Matthias Heim. «Wir sprechen von zwei bis fünf Jahren» – und von hunderten Millionen.
«In der Tendenz wird eine solche Entwicklung immer teurer, weil die Chips immer kleiner werden. Sie müssen gleichzeitig leistungsfähiger werden und im besten Fall weniger Energie verbrauchen.» Zudem müsste die Produktion präzise, mit Hightech-Maschinen und speziellen Materialien ablaufen.
Wie geht es weiter?
Der SRF-Wirtschaftsredaktor sieht zwei mögliche Entwicklungen, bis es wieder genügend Chips gibt. Der Bedarf werde in Anbetracht der Digitalisierung grösser werden. Aber es stelle sich die Frage, ob es sich bei diesem Nachfragehoch um ein kurz- oder ein langfristiges Phänomen handle.
Könnte es sein, dass in wenigen Monaten alle ihre neue Spielkonsole und ihre neue Kaffeemaschine haben und dann die Nachfrage nach Chips einbricht oder zumindest wieder stark zurückgeht? Das sei aktuell noch etwas schwierig vorherzusehen, so Matthias Heim.
An Weihnachten müsse man aber nicht leer ausgehen, sagt David Kübler von Digitec-Galaxus, dem grössten Onlinehändler in der Schweiz. «Wir sehen es nicht ganz so schwarz.» Wenn man einen bestimmten Produkttyp unbedingt haben will, dann ergebe es Sinn, diesen sofort zu bestellen. «Aber in unserem Sortiment mit über drei Millionen Produkten findet man immer eine Alternative, wenn man nicht genau diese Kaffeemaschine will und flexibel ist und auf eine andere ausweichen kann.»
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