Die internationalen Zahlen sprechen für sich. In den 500 grössten Unternehmen der USA gibt es etwa gleich viele CEOs, die John heissen, wie es weibliche CEOs gibt – rund 5 Prozent. Das war vor Kurzem in der New York Times zu lesen.
Auch wenn die Schweizer CEOs wohl eher Michael oder Christoph heissen: Das Bild ist ein ähnliches. Laut dem aktuellen Schilling-Report sind 93 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder der grössten 100 Schweizer Unternehmen Männer.
Die Forschung zeigt: Der Frauenmangel hat mit unseren eigenen Voruteilen zu tun. Soziologin Clara Kulich forscht an der Universität Genf.
Sie sagt im Interview: «Viele Menschen verbinden ‘Männer’ und ‘Chefs’ mit ähnlichen Eigenschaften, zum Beispiel Durchsetzungsvermögen. Mit Frauen verbindet man eher zwischenmenschliche Eigenschaften, sie sollen zum Beispiel freundlich und zuvorkommend sein. Das heisst, das Frauenbild in unseren Köpfen passt nicht mit unserem Bild von einem Chef zusammen.»
Mehr Frauen – diese Forderung kommt auch von einer überraschenden Seite. Kuno Hämisegger vom Männerverband ist der Meinung: Unsere heutigen Arbeitsstrukturen sind die falschen für Frauen.
Ungleich schwerer haben es Frauen aus noch traditioneller geprägten Gesellschaften. Die Äthiopierin Bethlehem Tilahun Alemu hat das Schuhlabel «SoleRebels» gegründet. Für sie ist es auch eine Frage der Haltung, wie Frauen an eine Führungsposition herangehen.
Am Swiss Economic Forum sagt sie im Interview: «Ich sehe mich nicht als Frau. Denn das würde mich davon abhalten, zu tun was ich tue. Es könnte eine Ausrede sein, um nicht zu arbeiten. Ich könnte sagen: Ich bin eine Frau, ich bin schwach.» Man müsse sich schlicht als fähige Person sehen. «Wenn es eine Herausforderung gibt, dann stelle ich mich dieser Herausforderung.»