Rund 110'000 Elektro-Fahrzeuge waren Ende 2022 auf Schweizer Strassen unterwegs. Hinzu kommen mehr als 280'000 Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Autos. Das ist gemessen am Gesamtmarkt noch wenig: insgesamt acht Prozent.
Aber die Zahlen steigen schnell. 2022 kamen mehr Wagen mit alternativen Antrieben auf den Markt als Verbrenner. Grosse Autohersteller brauchen heute E-Modelle im Angebot, um mithalten zu können.
Ein Elektroauto zu fahren, ist aber nicht automatisch eine gute Tat, und schon gar nicht vom ersten Tag an. Das sagt Stefanie Conrad.
Sie ist Umweltberaterin beim Unternehmen Carbotech und erklärt: «Wenn man den Umwelt-Fussabdruck anschaut – und dieser erfasst nebst den Treibhaus-Emissionen die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, auf den Ressourcenabbau und die Wasserknappheit – dann hat ein Elektroauto, das in der Schweiz mit Ökostrom fährt, etwa nach 100’000 Kilometern Leistungsfähigkeit einen sogenannten Emissionsvorteil gegenüber einen Verbrenner.»
Fahre man 10'000 Kilometer pro Jahr, so brauche man zehn Jahre, um das zu erreichen. Hinzu komme: «Wenn das Auto statt mit Ökostrom mit normalem Strommix geladen wird, dann hat es erst nach 200’000 Kilometern Leistungsfähigkeit einen Emissionsvorteil gegenüber dem Verbrenner.»
Die Herkunft des Stroms trägt also viel zur Umweltverträglichkeit von Elektroautos bei. GLP-Präsident Jürg Grossen vertritt den Interessenverband «e-Mobility». Er zeigt sich im «ECO Talk» zuversichtlich: «Wir haben in der Schweiz einen sehr sauberen Strommix, dank der AKWs und der Wasserkraft – und in Zukunft dank der Wasserkraft und der Photovoltaik.»
Problematische Rohstoffe in Batterien
Ein weiterer Punkt: die Batterie. Lithium und Cobalt etwa sind Rohstoffe, die aus Ländern kommen, die oftmals Umweltstandards nicht gross schreiben.
Dazu sagt Ingenieurin Stephanie Schliffski, die Vertriebsleiterin bei Notz Metall ist und 20 Jahre Erfahrung in der Autozulieferer-Industrie hat: «Es wird im Moment sehr viel Forschung betrieben, um die Rohstoffe, die schwierig und umweltschädlich zu gewinnen sind, zu eliminieren.» Es gebe mittlerweile Konzepte für Batterien mit Kochsalz oder Sodium.
«Die Ökobilanz wird massiv besser», fügt Helmut Ruhl im «ECO Talk» hinzu, Geschäftsführer des Automobil-Importeurs Amag. «Die Batterie-Fertigung inklusive -zellen kommt nach Europa. Alle Hersteller bauen Fabriken, und diese werden mit Grün-Strom betrieben, anstatt mit chinesischem Kohlestrom.»
Er sieht den Anfang einer Entwicklung, in der das Elektroauto deutlich wettbewerbsfähiger werde und in der Verbrenner-Technologien deutlich teurer würden. In Bezug auf Amag sagt er: «Wir haben bei uns das Ziel, deutlich vor 2040 nahezu 100 Prozent elektrische Autos zu verkaufen.»
Wenn diese mit Ökostrom fahren und deren Batterie in Europa nach Öko-Standards produziert worden ist, können sie fossil betriebenen Fahrzeugen einen entscheidenden Schritt voraus sein. Dennoch bleibt eine Tatsache – auch das sagt Umweltberaterin Stefanie Conrad: Die grössten Emissionen eines Autos entstehen bei seiner Herstellung.