Für viele Nutzer des Internets ist Werbung etwas Alltägliches. Zum Beispiel diese Szene: Ein Paar sitzt an einem weissen Sandstrand und schaut aufs blaue Meer hinaus. Dann folgt ein Slogan, der für Ferien wirbt. Es geht um Fernweh, Idylle, heile Welt. Allerdings ist oft schon die Platzierung der Werbung alles andere als unproblematisch.
Pädophile Kommentare unter Videos
SRF berichtete jüngst darüber, dass Youtube problematische Inhalte zu wenig blockiere. So tauchten in den Kommentarspalten von Videos mit Kindern pädophile Kommentare auf. Der Vorwurf lautete, dass Youtube-Videos zu einem Treffpunkt für Pädophile werden. Youtube schaffe so einen Pädophilenring. SRF konfrontierte verschiedene Firmen mit einschlägigen Printscreens dazu.
Wir können nicht beeinflussen, wo unsere Werbung erscheint.
Dass ihre Werbespots auch vor Kindervideos gezeigt wurden, war für Firmen wie Kuoni eine unhaltbare Situation, wie Andre Plöger von Kuoni sagt: «Das war ein Phänomen, das bei uns schnell eine grosse Relevanz entwickelt hat.» Kuoni habe deshalb entschieden, temporär auf diese Werbeplattform zu verzichten, zumindest so lange Google beziehungsweise Youtube das Problem nicht im Griff habe.
Firmen wollen ihren Ruf schützen
Genau wie Kuoni haben auch die Schweizer Firmen Nestlé und Manor reagiert und die Werbung auf Youtube gestoppt. Die Firmen befürchten, dass ihr Ruf Schaden nehmen könnte, wenn sie Werbung schalten, die im Umfeld von pädophilen oder rassistischen Videos erscheint.
Nicole Calegari von Manor erklärt die Vor- und Nachteile der Internetwerbung aus Sicht der Firmen: Im Gegensatz etwa zur herkömmlichen Plakatwerbung ermöglicht es das Internet, viel genauer Werbung für gewisse Personenkreise zu schalten. «Das erlaubt uns, Reichweite zu erzielen und eine spezifische Zielgruppe zu erreichen.»
Allerdings verlieren die Firmen bei der Internetwerbung mindestens teilweise die Kontrolle darüber, in welchem Umfeld ihre Werbung auftaucht: «Wir können nicht beeinflussen, wo unsere Werbung erscheint.» Deshalb kann es zu solchen Vorfällen kommen wie jüngst bei Youtube. Die Firmen müssen viel Aufwand betreiben und ständig verfolgen, wo ihre Werbung erscheint.
Youtube soll das Problem angehen
Trotz dieser Risiken wollen grosse Firmen für ihre Werbung auf Kanäle wie Youtube eigentlich nicht verzichten, wie Plöger von Kuoni sagt. Denn: «Gerade um jüngere Zielgruppen zu erreichen, ist es extrem wichtig.»
Kuoni, Manor und Co. hoffen also, dass die Internet-Unternehmen das Problem rasch lösen können und dass sie dort wieder Werbung schalten können. In der Pflicht sehen sie die Betreiber der Plattformen. Sie müssten unsittliche und rassistische Inhalte konsequent entfernen.
Das sagt auch Roland Ehrler, der Direktor des Verbands der Werbeauftraggeber: «Man erwartet, dass die Plattform selbst die Polizeiaufgaben übernimmt und dass alles getan wird, damit möglichst wenig unsichere Werbung ausgestrahlt wird.»