Edelmetalle wie Rhodium oder Palladium erzielten in den vergangenen Jahren Rekordpreise. 2021 kostete eine Unze Rhodium gar 30'000 Dollar, 15 Mal mehr als drei Jahre zuvor. Ebenso gefragt war Palladium. Mittlerweile sind die Preise für diese Edelmetalle drastisch gesunken.
Der Grund: Rhodium und Palladium sind zusammen mit Platin wichtige Metalle für die Autoindustrie. 91, respektive 85 Prozent der gesamten Rhodium- und Palladiumproduktion landeten in Auto-Katalysatoren, erklärt André Christl, der Chef von Hereaus Precious Metals. Der Edelmetall-Konzern ist weltweit tätig und betreibt die Gold-Raffinerie Argor im Tessin.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird die Produktion von Verbrennungsmotoren für Autos zurückgehen. «Wir gehen davon aus, dass wir bis 2035 rund 90 Tonnen weniger Palladium, Rhodium und Platin für die Fahrzeugindustrie brauchen werden. Das entspricht einer Reduktion von rund 30 Prozent.» Betroffen seien da vor allem Rhodium und Palladium. Platin wiederum dürfte vom Preiszerfall weniger betroffen sein, da es auch in der Chemie- oder Schmuckindustrie verwendet wird.
«Hidden Star» Iridium
Die Dekarbonisierung stösst somit hochpreisige Edelmetalle nachhaltig vom Podest. Sie lässt aber andere – deutlich weniger bekannte – Metalle stärker glänzen, zum Beispiel Iridium. Das schwere, spröde, silbrig glänzende Metall wurde bisher vor allem in der chemischen Industrie eingesetzt, in der Medizintechnik oder bei Zündkerzen. 2021 stieg der Preis für Iridium um 300 Prozent auf über 6500 Dollar pro Unze. Eine Unze entspricht rund 28 Gramm.
Denn: Neben Platin sei Iridium wichtiger Bestandteil bei der Produktion von grünem Wasserstoff, sagt André Christl. «Die Metalle braucht es bei der Elektrolyse von Wasser.» Der Heraeus-Chef rechnet damit, dass die Elektrolyse-Kapazitäten bis 2035 über 100 Mal grösser sein werden als heute. Ein riesiges Potenzial für Edelmetalle wie Platin und Iridium.
Knappes Angebot
Doch Iridium ist selten und das Angebot knapp. Die jährlich produzierten 8.4 Tonnen Iridium stammen vor allem aus Minen in Südafrika. Und das Land kämpft mit Energieproblemen und hohen Kosten für seine Produktionsanlagen. Entsprechend rechnet Christl damit, dass das Angebot des neuen Stars unter den Edelmetallen weiter knapp bleiben wird.
Die Energiewende verhilft somit zwar bisher wenig beachteten Edelmetallen zu neuem Glanz. Die fehlenden Mengen könnten ihr aber zum Verhängnis werden.