Die negativen Folgen eines Goldabbaus wie in Ghana sind sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt immens. Immerhin: Bemühungen zur Verbesserung der Situation sind im Gange. Doch noch bleibt viel zu tun, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi weiss.
SRF News: Wie beispielhaft ist der Goldabbau in Ghana?
Dario Pelosi: Ghana ist leider kein Einzelfall, sondern stellvertretend für die ganz grossen Probleme beim Abbau von Gold. Und auch wenn Gold teuer ist: Die Mineure sind jene, die am härtesten dafür arbeiten, aber am wenigsten verdienen. Im Goldgeschäft sind sie am kürzeren Hebel und müssen das Gold einem Zwischenhändler abliefern.
Im Goldgeschäft gibt es viel Korruption und Kriminalität.
Dabei gibt es eben sehr viel Korruption und kriminelle Banden, die da am Werk sind. Teilweise werden die Familien der Arbeiter quasi als Sklaven gehalten. Bei dieser toxischen Mischung von Armut und Kriminalität ist die Umweltverschmutzung kaum ein Thema.
Wie sieht es in den grossen Goldminen aus?
Nicht zuletzt dank der Arbeit von NGOs, die immer wieder auf den Missbrauch hinweisen, gibt es Bewegung in der Sache. Es gibt Anstrengungen, neue Abbautechniken zu verwenden – weniger oder gar kein Quecksilber zum Beispiel oder Rückhaltebecken. Das verlangen auch die Raffinerien vermehrt, wenn sie das Gold kaufen. Das betrifft vor allem die industriellen Minen, wo Kontrollen auch einfacher sind.
Schmutziges Gold wird auf Umwegen ausgewaschen oder eingeschmolzen.
Der Goldmarkt ist aber lukrativ und so findet auch schmutziges Gold aus kleinen, unkontrollierten Minen weiterhin Abnehmer. Dieses wird dann auf Umwegen ausgewaschen oder eingeschmolzen – und dann kann die Herkunft nicht mehr nachvollzogen werden. Das Gold ist dann im Schmuck, in Goldmünzen oder Barren. Und als Resultat davon kann beispielsweise in Geräten aus China Gold aus unbekannter Herkunft verbaut sei. Auch Dubai steht im Verdacht, dreckiges Gold zu verarbeiten und auf die Weltmärkte zu bringen.
Die Schweiz raffiniert bis zu 70 Prozent allen Goldes, das weltweit abgebaut wird – vier der sieben grössten Raffinerien stehen in der Schweiz. Welches Gold wird hier verarbeitet?
Das meiste Gold wird aus industriellen Minen bezogen, zum Beispiel aus Südafrika. Raffinerien könnten sich auch dazu entscheiden, nur noch so industriell gefördertes Gold zu nehmen, weil da die Kontrollen einfacher sind.
Vom ‹Smoke Mining› sind bis zu 100 Millionen Menschen weltweit abhängig.
Aber wenn man dieses «Smoke Mining», also die kleinen Minen, nicht mehr berücksichtigt, dann gefährdet man die Existenz von bis zu 100 Millionen Menschen aus unzähligen Familien, die vom Gold abhängig sind. Das betrifft nicht nur Ghana. Diese Menschen würden dann noch stärker in die Armut und die Illegalität getrieben. Also haben die Raffinerien das Risiko, weiterhin schmutziges Gold einzukaufen und sich mitschuldig zu machen.
Es gibt auch politische Bestrebungen, mehr Transparenz punkto Goldhandel zu schaffen. Was wird da getan?
Die Edelmetall-Kontrollstelle beim Zoll hat vom Bund den Auftrag erhalten, die Kontrollen zu verschärfen. Früher kontrollierten sie nur, ob in einer Importlieferung überhaupt Gold ist – und nicht, woher das Gold kommt. Die Raffinerien waren in erster Linie in der Pflicht, die Nachweise zu erbringen. Unterdessen wird in der Zollstatistik erfasst, welche Arten von Gold überhaupt importiert oder exportiert werden. Neu in Diskussion ist der Aufbau eines internationalen Netzwerks, in den zum Beispiel Botschaften oder NGOs Informationen rund um Geldlieferungen einspeisen können.
Das Parlament tut sich schwer mit Gestzesverschärfungen zum Goldhandel.
Der Schweizer Zoll ist also verstärkt daran zu kontrollieren, aber er braucht eine gesetzliche Grundlage. Das aktuell geltende Gesetz stammt aus den 1930er-Jahren und sieht bei Vergehen eine Maximalstrafe von bloss 2000 Franken vor. Das wird im Goldhandel niemanden gross kümmern. Allerdings tut sich das Parlament schwer mit einer Gesetzesverschärfung. Ein Beispiel dafür ist das Geldwäschereigesetz, bei dem die Verschärfungen kurz vor Abschluss noch herausgefallen sind. Es ist jetzt ein neuer Anlauf geplant, doch ein neues Gesetz ist frühestens 2024 spruchreif. In Europa plant man Verschärfungen auf 2027.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.