Wer sich Goldschmuck leistet, kauft oftmals Umweltzerstörungen und verheerende Arbeitsbedingungen mit. Während Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln, Kosmetika und Kleidern zunehmend Einzug hält, verharrt faires Gold noch in einer Nische. Auch Goldschmiede greifen selten zum Fairtrade-Gold, das Max Havelaar 2014 auf den Markt gebracht hat.
- Weltweit arbeiten rund 250 Goldschmiede mit Fairtrade-Gold.
- In der Schweiz gibt es 17 solcher Goldschmiede.
- 4 dieser Goldschmiede sind von Max Havelaar lizenziert. Sie dürfen mit dem Fairtrade-Logo werben.
Der Berner Goldschmied Jörg Eggimann ist einer von ihnen. Er stand am Anfang des Projekts von Max Havelaar. Da er bereits seit 2008 nachhaltiges Gold bezieht, wendete sich die Organisation an ihn, um herauszufinden, ob sie in diesem Sektor tätig werden sollte.
Jörg Eggimann bezahlt für das Fairtrade-Gold im Einkauf 25 Prozent mehr. Auch macht es ihm deutlich mehr Arbeit. Goldschmiede arbeiten oft mit Rohlingen, etwa Ringen, die sie für ihre Kunden nur noch anpassen müssen. Jörg Eggimann muss alles von Hand machen.
Er nimmt das in Kauf: «Das ist aus innerer Überzeugung über Jahre gewachsen. Wenn ich ein Luxusprodukt verkaufen will, dann will ich auch zu den Geschichten dahinter stehen können. Und ich finde es anstrengend, wenn man alles verstecken sollte, was beim Rohstoffabbau geschieht.»
Vor allem der kleingewerbliche Rohstoffabbau ist schädlich für die Umwelt und schädlich für die Mineure. Zur Lösung des Metalls kommt Quecksilber zum Einsatz und gelangt in die Gewässer. Die Arbeiter haben oftmals keine Anstellung, geschweige denn eine soziale Sicherung.
Jörg Eggimanns Schmuckstücke sind in der Regel teurer als jene der Konkurrenz, die auf konventionelles Gold setzt. Allerdings sagt er: «Mit dem Standort im Quartier und nicht in der Innenstadt von Bern kann ich das zum Teil kompensieren, so dass ich einen günstigeren Stundenansatz verrechnen kann.»
Die Mehrkosten für Fairtrade-Gold seien nicht wirklich ein Thema, «denn die Leute kommen deswegen zu mir». Seine Kundschaft sei jung, gut informiert – und natürlich sensibel in Sachen Nachhaltigkeit.
Dieses Jahr werden Minen rund 1000 Kilogramm Fairtrade-Gold exportieren können. Das klingt nach viel, ist aber ein sehr kleiner Anteil. Pro Jahr wird die 3300-fache Menge abgebaut.
Markus Staub, der bei Max Havelaar unter anderem für das Fairtrade-Gold verantwortlich ist, findet das nicht wenig. Er spricht aber auch von Stolpersteinen im Fairtrade-Gold-Projekt: «Wir haben mit einem guten Angebot begonnen, aber die Nachfrage hat gehapert. Dann fielen wir in eine Angebotsschwierigkeit. Und jetzt, wo es wirklich hätte losgehen können, kam Covid.»
In Peru, wo Max Havelaar bisher ausschliesslich tätig ist, seien Minen ein halbes Jahr lang geschlossen gewesen. Weil der Nachschub fehlte, habe man das Produkt kaum beworben. «Da muss man dann vernünftigerweise zurückhaltend sein.»
Auch habe eine vergleichsweise grosse Mine die Lizenz verloren, weil sie sich nicht an die Vorgaben gehalten habe.
Für die nächsten Jahre rechnet er damit, dass die Nachfrage nach Fairtrade-Gold das Angebot übersteigen werde.
Im Moment ist davon noch nichts in Sicht. Manor und der Schmuckhändler Christ berichten von einer geringen Nachfrage nach diesen Produkten.
Fairtrade-Gold aus dem Sortiment genommen
Christ hat Fairtrade-Gold sogar wieder aus dem Sortiment genommen. Das Unternehmen ist weiterhin auf der Website von Max Havelaar aufgeführt.
Die Organisation hat erst durch die Recherchen von SRF davon erfahren, obwohl die Produkte bereits seit mehr als zwei Jahren nicht mehr verfügbar sind.
Dennoch spürt Christ mittlerweile ein steigendes Kundeninteresse an nachhaltigem Schmuck. Der Geschäftsführer von Christ Schweiz, Patrik Steiger, schreibt: «Wir prüfen im 2022 weitere Schritte, unser Geschäft im Uhren & Schmuck Bereich nachhaltiger zu gestalten. So werden wir ab dem 2. Quartal 2022 ein Uhrenrecycling für unsere Kunden anbieten, aber auch im Bereich Gold werden wir prüfen, welche weiteren Schritte wir bei der Nachhaltigkeit unternehmen können.»
Kantonalbanken setzen auf nachhaltige Goldbarren
Im Bereich der Goldbarren scheint das Interesse grösser zu sein. Max Havelaar hat den Grossteil seines Fairtrade-Goldes in kleinen Barren abgesetzt. Mehrere Kantonalbanken haben diese im Angebot.
Auch UBS hat im Dezember bekannt gegeben, dass sie Barren und Unzen aus geprüften Betrieben im Angebot habe. Die Bank arbeitet dafür mit der Swiss Better Gold Initiative zusammen, an der das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco, beteiligt ist. Die Raiffeisen-Gruppe ist hier ebenfalls aktiv.
Aufpreis schreckt Investoren ab
Die Zürcher Kantonalbank hat sich für 1- bis 20-Gramm-Goldbarren komplett gegen konventionelles Gold entschieden. Bei den grossen Barren, die statt auf Privatkunden auf Investoren zielen würden, ist die Situation eine andere.
Drazen Repak, Leiter des Edelmetallhandels der Zürcher Kantonalbank, sagt: «Das Interesse von Investoren an nachhaltigem Gold ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Die tatsächliche Nachfrage sieht etwas anders aus. Der Dreh- und Angelpunkt ist die Prämie, die sie für nachhaltiges Gold bezahlen müssen.»
Diese liege, je nach Anbieter, bei bis zu 2000 US-Dollar pro Kilo.
Die Schweiz wäre als globale Drehscheibe eigentlich prädestiniert, sich mit fairem Gold einen Namen zu machen. Aber bis die Schweiz als Fairtrade-Goldland glänzt, wird noch sehr viel Zeit vergehen.