VW-Aktionäre dürften derzeit wenig Freude an ihren Papieren haben. Das Eingeständnis von Abgas-Manipulationen in den USA hat das Wertpapier arg in Mitleidenschaft gezogen.
Die Titel des Autobauers brachen in der Spitze um 17,2 Prozent ein. Das ist der grösste Kurssturz seit sechs Jahren. Mit 134,50 Euro waren sie so billig wie zuletzt im September 2012.
18-Milliarden-Dollar-Strafe droht
Das Misstrauen der Anleger ist angesichts der Schwere der Vorwürfe gegen den Autobauer nicht weiter erstaunlich.
Die US-Umweltschutzbehörde EPA verdächtigt VW, bei zahlreichen Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen zu haben.
Es geht demnach um fast eine halbe Million Autos. Für den Konzern könnte dies nach Angaben der Behörde eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar nach sich ziehen.
Aber damit nicht genug. Nach Einschätzung von Heino Ruland vom Brokerhaus ICF muss VW neben der Strafe auch mit Sammelklagen von US-Autohaltern rechnen. «Das wird teuer», erklärte er. Ausserdem sei offen, ob die Prüfergebnisse auch in anderen Staaten falsch seien.
Man wird VW so schnell nicht mehr das grüne Image abnehmen.
Neben dem finanziellen Schaden wird auf den VW-Konzern laut dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer auch ein «immenser Imageverlust» zukommen: «Man wird VW so schnell nicht mehr das grüne Image abnehmen.»
Für den Professor für Automobilwirtschaft ist auch klar, dass die zentrale Forschungsabteilung von VW über die Manipulationen im Bilde gewesen sein muss: «Dort werden schliesslich die Fahrzeuge in all ihren Spezifikationen entwickelt.» Es sei jedoch in keinster Weise nachvollziehbar, weshalb VW die Gesetze in den USA gebrochen habe.
Entwarnung für die Schweiz
Zumindest für die Schweiz gibt der PR-Chef von Volkswagen Schweiz Entwarnung. Zwar untersuche man den Vorfall auch in der Schweiz in enger Absprache mit dem Mutterhaus in Wolfsburg. «Was wir aber sicher sagen können: Alle hierzulande zugelassenen VW-Modelle erfüllen zum Zeitpunkt der Zulassung sämtliche Abgas-Vorschriften in der Schweiz vollumfänglich», erklärt Livio Piattia auf Anfrage von SRF Tagesschau.
Automobilexperte Dudenhöffer will jedoch nicht ausschliessen, dass VW auch ausserhalb der USA getrickst haben könnte: «Der Vorstandsvorsitzende muss unbedingt vor der Öffentlichkeit erklären, wie es ausserhalb der USA aussieht.»
Der Flurschaden ist beachtlich
Aus Sicht von Equinet-Analyst Holger Schmidt sind die Abgas-Manipulationen ein grösserer Rückschlag für VW nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Märkten. Es werde Zeit brauchen, um den Schaden zu reparieren.
Der Experte stufte die Aktien herunter auf «Reduce» von «Neutral» und setze das Kursziel auf 145 von zuvor 180 Euro. Im Sog der deutlichen Verluste bei VW gaben auch Daimler und BMW um 3,8 und 4,1 Prozent nach.