Die Aktionäre der Julius Bär Gruppe haben an der Generalversammlung in Zürich nicht allen Anträgen des Verwaltungsrates zugestimmt. Der Vergütungsbericht 2012 wurde abgelehnt. Der Schuss vor den Bug erfolgte überaus deutlich mit 63,9 Prozent der abgegebenen Stimmen.
6,7 Mio. Franken für 38jährigen CEO
Laut dem Geschäftsbericht schloss die Bank Julius Bär das vergangene Jahr mit einem Gewinn von 298 Mio. Franken (+15 Prozent) ab. Die Geschäftsleitung erhielt 15,2 Mio. Franken Lohn. Darin enthalten ist eine Prämie von 1,95 Mio. für die Integration des Vermögensverwaltungsgeschäft der US-Bank Merrill Lynch.
Julius-Bär-Chef Boris Collardi allein erhielt davon 800'000 Franken «Integrationsprämie». Er kommt damit im Jahr 2012 auf einen Gesamtlohn von 6,7 Mio. Franken.
Eine Million für einen Verwaltungsrat
Die Tätigkeit im Verwaltungsrat liess sich der im Frühling 2012 gewählte Präsident Daniel Sauter mit rund 1 Mio. Franken entgelten. Insgesamt bezogen die acht Verwaltungsräte des Finanzunternehmens 2,9 Mio. Franken.
Das Nein der Aktionäre zu den Millionenvergütungen der Geschäftsleitung hat keine Folgen. Die Abstimmung ist nur konsultativ («beratend»). Die einzige Konsequenz: Der Verwaltungsrat kündigte «geeignete Massnahmen» an, um an der nächsten Generalversammlung ein positives Abstimmungsergebnis zu ermöglichen.
Neuheit bei Unternehmen dieser Grösse
Dass die Aktionärsvertreter den Vergütungsbericht der Bank abgelehnt haben, ist dennoch bemerkenswert, ist es doch eine Premiere bei einem Schweizer Unternehmen dieser Grösse. Bisher hatten es deren Aktionäre nicht geschafft, eine Nein-Mehrheit zu bilden. Es blieb jeweils bei Achtungserfolgen.
Für Barbara Widmer von der SRF-Wirtschaftsredaktion bedeutet dies denn auch eine saftige Ohrfeige an die Geschäftsleitung der Privatbank. «Julius Bär hat keine Freude an diesem Entschied. Dieser hatte sich zwar etwas abgezeichnet, aber war letztendlich doch überraschend.»
Kritik aus dem Ausland
Wie konnte es zu diesem doch eher unerwarteten Ergebnis an der Julius-Bär-Generalversammlung kommen? «Es gab Kritik; vor allem auch von ausländischen Grossaktionären», erklärt Barbara Widmer. «Offenbar waren es weniger die absolute Höhe der Boni, an denen sich die Aktionäre störten, sondern die Tatsache, dass sie nicht genau verstanden, wofür und wie die Boni bezahlt werden sollen.»
Die Bank Julius Bär hat zwei Drittel seines Aktionariats im Ausland. Auch von Seiten der Schweizer Aktionärsvertreter war der Vergütungsbericht im Vorfeld kritisiert worden.