Am 7. März vor 20 Jahren tönt es in den frühen Morgenstunden so: «Schweizer Radio DRS Morgenjournal: Grosse Fusion in der Chemiebranche. Die Unternehmen Ciba und Sandoz wollen sich in eine gemeinsame Gesellschaft zusammenschliessen.»
Das Fax mit der Fusionsmeldung trifft punkt 5.20 Uhr in der früh auf den Redaktionen auf der ganzen Welt ein. Vor allem in der Schweiz glauben viele diensttuende Redaktoren zuerst an eine Fälschung. Denn die schiere Grösse des Vorhabens übersteigt die Vorstellungskraft.
Kleiner Spaziergang – gewaltiger Schritt
Am Nachmittag hält das Management des neuen Konzerns am Euroairport Basel eine Medienkonferenz ab vor über 100 Journalisten aus der ganzen Welt. Der designierte Verwaltungsratspräsident von Novartis, Alex Krauer: «Was ein kleiner Spaziergang ist, über den Rhein von einem Standort zum anderen, ist ein gewaltiger Schritt für die beiden Unternehmen.
Die beiden Konzerne lassen bereits in den frühen Morgenstunden eine Sonderzeitung an ihre Angestellten verteilen, die über das Vorhaben informiert. Viele Mitarbeitende reagieren beunruhigt.
Börsen-Feuerwerk nach Ankündigung
Tatsächlich: Im Laufe des Morgens wird bekannt, dass rund 10 Prozent der Mitarbeitenden – oder in Zahlen ausgedrückt: 10'000 Angestellte – entlassen werden sollen. Der Standort Schweiz sollte mit 3000 weniger Stellen die Hauptlast des Abbaus tragen.
An der Börse legen die Titel von Ciba und Sandoz nach der Fusionsankündigung kräftig zu. Innert weniger Stunden steigt der Wert der beiden Firmen um zehn Milliarden Franken.
In den folgenden Monaten musste das Management die unterschiedlichen Betriebskulturen von Ciba und Sandoz verschmelzen. Das sei nicht einfach gewesen, erinnert sich Walter von Wartburg, damaliger Kommunikationschef bei Ciba: «Da wurde endlos diskutiert und es wurde endlos informiert, wobei schon der Ansicht war, wenn man schon von unterschiedlichen Kulturen spricht, dass die Sandoz-Kultur langsam in den Vordergrund kam.»
Unter dem Strich mehr Angestellte
Unter Sandoz-Kultur verstand man damals den vom Sandoz-Firmenpatriarch Marc Moret geprägten Führungsstil: Oben wird befohlen, unten wird pariert.
Heute zählt die auf Pharma fokussierte Novartis 13'000 Angestellte in der Schweiz. Das sind etwa 2000 weniger, als Sandoz und Ciba noch getrennte Wege gingen.
Zählt man aber auch die Mitarbeitenden der ausgelagerten Firmen dazu, kommt man auf ungleich mehr Angestellte als vor der Fusion. Das heisst: aus betrieblicher und volkswirtschaftlicher Sicht hat sich die Fusion gelohnt. Bei Novartis ist man gar der Ansicht, dass Ciba und Sandoz im Alleingang nicht überlebt hätten.