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Wirtschaft «Auch in China wachsen die Bäume nicht in den Himmel»

Chinesische Touristen lieben Schweizer Schokolade. Was liegt da für Schweizer Schokoladehersteller näher, als nach China zu expandieren? Das sagte sich auch ein Confiseur aus Solothurn – er versucht sein Glück in China. Doch das Geschäft mit den Schweizer Süssigkeiten läuft nicht so gut wie gedacht.

Die Solothurner Confiserie Suteria ist ein Familienunternehmen mit 80 Mitarbeitern.

Und vor einem halben Jahr war sie noch ein Hoffnungsträger in der Region.

Damals hat das Unternehmen nach China expandiert – das Land mit über einer Milliarde Konsumenten – also fast doppelt so vielen wie in ganz Europa. Ein Land, das wirtschaftlich nur noch von den USA übertroffen wird.

Die Solothurner Zuckerbäcker haben sich als erstes in Harbin niedergelassen, der Zehn-Millionen-Stadt im Nordosten Chinas. Die Euphorie der ersten Stunde ist beim Suteria-Chef, Michael Brüderli, nicht mehr so deutlich spürbar: «Wie hatten nie die Idee, das grosse, schnelle Geld in China zu machen. Ich denke, dass wir die ersten zwei Jahre in der Investitions- und Findungsphase sind. Wir haben einen Ausblick und geben uns Zeit; sicher drei bis fünf Jahre.»

Kein Vertrauen in einheimische Produkte

Harbin hat er als Standort für die erste Filiale gewählt, weil es dort einen Markt gebe für die teure Schweizer Schokolade. «Gerade in der Stadt Harbin ist eine grosse Kaufkraft vorhanden. Man sieht es auf der Strasse: Die Dichte an Luxuswagen ist enorm.» Das Geld ist zwar da – und trotzdem ist die Millionen-Metropole ein schwieriges Pflaster. So musste die Confiserie zuerst einiges lernen, etwa dass man seine Schokolade und Pralinés besser nicht auf Chinesisch anschreibt.

«Zuerst wollten wir dort auch alles auf Chinesisch umsetzen», erklärt Brüderli. «Es wurde uns dann gesagt, dass das gar nicht erwünscht ist. Dies, weil der Chinese in chinesische Produkte viel weniger Vertrauen hat als in europäische. Dann haben wir das wieder umgestellt – zum Teil auf Deutsch, sicher aber auf Englisch.»

Die Solothurner Confiserie versucht sich anzupassen. Trotzdem läuft es nicht wie gewünscht. Suteria schliesst ihre erste chinesische Filiale in diesen Tagen wieder. Aufgeben will Brüderli aber noch nicht. Die Confiserie versucht es an zwei anderen Standorten in derselben Stadt: in Einkaufszentren mit mehr möglichen Kunden.

Innerhalb einer Woche steht ein neuer Laden

Der ganze Wechsel gehe schnell über die Bühne, sobald man die Standorte habe, erzählt er. «Wenn sie die einmal zugesagt bekommen haben, dann steht innerhalb einer Woche der Laden. Die sind blitzschnell», so der Confiseur. «Das wird designt und umgesetzt. Weil es nicht schwere Möbel sind, sondern eher einfache, nicht für 100 Jahre, ist die Entstehung viel einfacher und geht viel schneller voran.»

China lebt im hier und jetzt. Arbeiter wechseln auch innerhalb von wenigen Tagen die Arbeitsstelle. Es ist eine ganz andere Kultur. Schon verschiedene Schweizer Firmen sind denn auch gescheitert – und ob sich die Confiserie aus Solothurn in China behaupten kann, ist unklar. Das ist auch Brüderli bewusst: «Ob es klappt, das steht in den Sternen. Auch in China wachsen die Bäume nicht in den Himmel.»

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