Wenn es um mögliche Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise geht, denken viele an Öl oder Gas, das Russland als Reaktion drosseln könnte. Allerdings ist der Westen von russischem Palladium viel stärker abhängig als von Öl oder Gas. Russland hat bei dem Edelmetall einen Weltmarktanteil von über 40 Prozent.
Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der deutschen Commerzbank, hält gegenüber SRF fest: «Für die Autobranche ist dieses Material unabdingbar.» Ohne Palladium könnten weder die Benzin- noch die Dieselfahrzeuge produziert werden. Je nachdem, welche Sanktionen die EU beschliesse, müssten sich die Autobauer nach anderen Quellen umsehen.
Probleme in Südafrika
Die Europäer könnten ihre Abhängigkeit von der russischen Produktion zwar durch einen Wechsel zu Anbietern aus anderen Ländern kompensieren. Doch auch beim anderen grossen Produzenten Südafrika gibt es Angebotseinschränkungen. Dort wird nämlich schon seit 13 Wochen in den Minen gestreikt.
Wohl auch deshalb sei gerade in Südafrika bereits eine Verknappung des Metalls zu spüren, sagt Weinberg. Bereits hätten einige Investoren 20 Prozent der Jahresproduktion aufgekauft: «Das heisst, das dieses Metall recht knapp ist.»
Russland an Verkäufen interessiert
Laut Weinberg ist es eher unwahrscheinlich, dass Russland seine Marktstellung in Bezug auf Palladium ausnützt und freiwillig darauf verzichtet, dem Westen Palladium zu liefern, erklärt Weinberg. Das wichtigste Unternehmen für Palladium in Russland ist Norilsk Nickel, eine private Firma.
Neben der Primärproduktion von Palladium gibt es auch die Gewinnung des Metalls aus alten Katalysatoren. Entsprechend könnte bei Sanktionen im Palladium-Import auf vorhandene Lagerbestände zurückgegriffen werden.
Auf den Preis von Neuwagen hat die Knappheit von Palladium keinen Einfluss, wie Weinberg sagt: «Wenn die Lieferungen in Zukunft ungewiss sind, wird man versuchen, es mit einem anderen Material zu ersetzen.»