In Bangladesch arbeiteten die Regierung und die Auftraggeber an einer Verbesserung der Sicherheit in den Kleiderfabriken, erklärt die Entwicklungsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem Bericht. Doch sollte mehr getan werden, etwa für die Rechte der Arbeiter zur Bildung von Gewerkschaften.
«Wenn Bangladesch ein zweites Rana Plaza verhindern will, muss es seine Arbeitnehmerrechte effektiv durchsetzen», erklärte der stellvertretende HRW-Asien-Chef Phil Robertson. Beim Unglück am 24. April 2013 kamen mehr als 1100 Menschen ums Leben. Etwa 2500 Menschen wurden verletzt.
Wer eine Gewerkschaft gründe, müsse mit Drohungen rechnen, erklärte HRW. Die befragten Arbeiter berichteten auch von Einschüchterungen oder sogar tätlichen Angriffen.
Kompensationszahlungen noch ausstehend
Von den freiwilligen Kompensationszahlungen, die vor zwei Jahren den Opfern des Einsturzes der Fabriken in Bangladesch versprochen wurden, fehlen noch immer sechs Millionen Franken. Dies, weil die Zusagen der internationalen Textilkonzerne nicht verbindlich gewesen seien, sagt Silvie Lang, Dossier-Verantwortliche bei der Entwicklungsorganisation Erklärung von Bern. «Wenn die Unternehmen sich verpflichtet hätten, würden sie damit zugeben, dass sie eine Verantwortung für das Unglück tragen. Und das wollen viele Firmen nicht.»
Aus diesem Grund hätten die Firmen auf einem freiwilligen Mechanismus bestanden. Sie konnten freiwillig und anonym Geld einzahlen. Der Fonds ist momentan mit 24 Millionen Dollar bestückt. Die Entwicklungsorganisationen gehen davon aus, dass der fehlende Betrag doch noch einbezahlt wird.
Andernfalls wäre es ein partielles Scheitern des Kompensationsabkommens, was eine Tragödie wäre, sagt Lang: «Es ist das erste Mal, dass so ein umfassendes Entschädigungsabkommen für ein Industrieunglück überhaupt zu Stande gekommen ist.» Die insgesamt dreissig Millionen Dollar, die die internationalen Textilfirmen zu zahlen hätten, seien Peanuts im Vergleich zu ihren jährlichen Gewinnen.