Das Damoklesschwert einer Anklage aus den USA hing über der Privatbank Frey & Co. Sie hat gestern die Flucht nach vorn ergriffen. «Die USA werden kaum eine Bank anklagen können, die es nicht mehr gibt», sagt der emeritierte Bankenprofessor Martin Janssen.
Gemessen am Verhältnis von der Bussenhöhe und den Gewinnmöglichkeiten sei es ein kluger Entscheid gewesen, die Bankenlizenz abzugeben. Da die Bank aber nach eigenen Aussagen finanziell gesund ist und nicht liquidiert wird, könnte sie in anderer Form weiter existieren. Zum Beispiel als Vermögensverwalterin.
Schwierige Partnersuche
Gegen 2 Milliarden Franken Vermögen verwaltet die Bank Frey. Damit gehört sie zu den kleinen Privatbanken. Für ihre Kunden kann sie in Zukunft keine Bankgeschäfte mehr tätigen. Sie könnte aber als Vermögensverwalter die Gelder ihrer Kunden betreuen. Martin Janssen hält dies aber für wenig realistisch: «Als Vermögensverwalter ist sie reguliert und braucht Banken als Partner. Und diese wird sie wegen den Problemen mit den USA kaum finden». Die Suche nach Geschäftspartnern dürfte für Frey & Co wegen der drohenden Anklage schon jetzt schwierig gewesen sein; und mit ein Grund für die Aufgabe des Bankengeschäfts.
Lösung ohne Partner
«Die Bank wird sich von allen Kunden trennen», sagt Janssen. Sie wird die Konti ihrer Kunden nach und nach an andere Banken abgeben. Die persönlichen Beziehungen blieben aber bestehen. Frey & Co könnte, ohne irgendwelchen Regelwerken unterworfen zu sein, als Vermögensberater einen Teil der Kunden weiter bei der Anlage ihrer Vermögen beraten. In einem solchen Fall tätigt der Kunde die Bankgeschäfte selbst – nach Empfehlung seines Beraters.
US-Untersuchungen belasten alle
Der Steuerdeal mit den USA verschärft den Druck auf die Schweizer Privatbanken. Vor allem, wenn gegen ein Institut schon ein Verfahren des amerikanischen Justizministeriums läuft wie im Fall der Bank Frey. Das Programm zur Beilegung des Steuerstreits zwischen der Schweiz und den USA teilt diese Banken der Kategorie 1 zu. Hier sind neben den grossen wie Credit Suisse, Zürcher oder Basler Kantonalbank auch Julius Bär oder Pictet zu finden.
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Doch auch für Banken in der Kategorie 2 kann es ungemütlich werden. In diese Gruppe können sich jene Banken einreihen, die damit rechnen müssen, dass ihnen die USA eine Verletzung von US-Recht vorwerfen. Das trifft wohl auf viele (Privat-)Banken zu. Sie müssen genau festgelegte Bussen für jedes Konto mit unversteuertem Geld bezahlen, um ihre Vergangenheit im Steuerstreit bereinigen zu können.
Privatbanken unter Druck
Kleinere Banken in beiden Kategorien sind besonders gefährdet, weil sie im Fall einer Anklage von anderen Instituten gemieden und von wichtigen Finanzdienstleistungen abgeschnitten werden können. Oder weil sie hohe Bussen für unversteuerte Gelder aus den USA bezahlen müssen, für die sie allenfalls nicht genügend Reserven haben. Denn die wirtschaftliche Situation vieler Privatbanken ist alles andere als rosig.
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens KPMG zusammen mit der Universität St. Gallen dürfte sich die Zahl der Schweizer Privatbanken weiter stark reduzieren. Allein in den nächsten drei Jahren könnte jede vierte Privatbank verschwinden. In der Schweiz gibt es je nach Zuordnung rund 200 Privatbanken.
Die Margen schwinden
Die mit den verwalteten Vermögen zu erzielenden Margen schwinden. Während sich die Kosten im untersuchten Zeitraum von 2007 bis 2011 wenig veränderten, gingen die Erträge vor allem bei kleinen Banken mit weniger als fünf Milliarden Franken an Kundengeldern stark zurück.
Zu dieser schwierigen Situation hinzu kommen immer neue Vorschriften und Auflagen für die Banken, deren Umsetzung Personal bindet und zusätzliche Kosten verursacht.