Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) untersuchte die 100 grössten Aktienfonds in der Schweiz mit einem Vermögen von rund 280 Milliarden Euro. Es wollte wissen, wie stark diese Fonds an Unternehmen beteiligt sind, die für den Klimawandel mitverantwortlich sind. Das Resultat der Studie ist ernüchternd.
Reto Burkard, Leiter Klimapolitik beim Bafu, sagt dazu: «Würden alle Investoren weltweit so investieren wie jene in der Schweiz, so dass sie pro Million Franken rund 155 Tonnen Treibhausgase binden, dann würde das bedeuten, dass man sich auf einem globalen Temperaturanstieg von vier bis sechs Grad einstellen müsste.»
Investitionen in grosse CO2-Verursacher
Das heisst, die Gelder aus den Schweizer Aktienfonds fliessen in Unternehmen hierzulande und auf der ganzen Welt, die für den Klimawandel kräftig mitverantwortlich sind. Im internationalen Vergleich ist die Schweiz damit keine Ausreisserin – weder nach oben, noch nach unten. In den meisten anderen Ländern investieren die Fonds in ähnliche Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoss.
Bemerkenswert ist, dass die untersuchten Aktienfonds nur acht bis fünfzehn Prozent ihres Vermögens in Kohle-, Gas- oder Erdölunternehmen sowie Industrieunternehmen investiert haben. Doch diese Firmen sind für rund die Hälfte des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich.
Preisschild an Treibhausgas-Ausstoss
In der Studie heisst es deshalb: Erhält das ausgestossene CO2 eines Tages einen Preis, dann könnten bei den Aktienfonds Wertverluste von mehreren Milliarden anfallen. Dann zum Beispiel, wenn Kohle-, Gas- oder Erdölfirmen ihre Reserven in den Böden wegen neuer Umweltauflagen nicht mehr fördern dürfen.
Das Bafu hat dies konkret nachgerechnet: Müssten die Investoren die CO2-Emissionen aufgrund von Vorschriften selbst berappen, würde ihre Rendite im teuersten Szenario um rund 40 Prozent schrumpfen. Da viele Pensionskassen ihre Gelder in Aktienfonds angelegt haben, hätte dies auch Folgen für die Renten, erklärt Burkard: «Wenn man es umlegen würde auf Pensionierte, auf die Rentner, dann gäbe es wirklich eine Reduktion der Renten um bis zu 20 Prozent.»
Schweiz hinkt bei CO2-Frage hinterher
Mit seiner Studie will das Bafu Investoren und Pensionskassen für das Thema sensibilisieren. Indirekt ist es ein Aufruf, die künftige Anlagestrategie zu überdenken. Im Vordergrund soll nicht mehr nur die Rentabilität eines Unternehmens stehen, sondern auch dessen CO2-Ausstoss.
Den Verantwortlichen von Schweizer Pensionskassen hat das Bafu das Resultat der Studie bereits präsentiert. Das Interesse sei gross gewesen, heisst es. Gleichzeitig habe man auch feststellen können, dass sich die Vorsorgeunternehmen bis jetzt kaum mit der Frage beschäftigt hätten, sagt Burkard.
International sind bereits seit einiger Zeit Bestrebungen im Gang, den Investoren die CO2-Problematik bewusst zu machen. Grosse Unternehmen beginnen, ihren CO2-Ausstoss in ihren Jahresberichten zu publizieren. Und es gibt bereits Firmen, die genau diese Informationen herausfiltern und sie Investoren zum Kauf anbieten.