Wenn Eltern ihre Kinder in eine Krippe bringen wollen, müssen sie – sofern sie keine Subventionen erhalten – tief ins Portemonnaie greifen. Ein Krippenplatz kostet für ein Kind pro Wochentag in der Schweiz rund 120 Franken. Ist das Kind jünger als 18 Monate, sind es sogar rund 140 Franken. Die volle Betreuung eines Kindes, also fünf Tage pro Woche, kommt so im Jahr auf rund 30'000 Franken zu stehen.
Trotz hoher Preise: In dieser Branche erzielt kaum jemand deutliche Profite. Denn der Betrieb einer Krippe ist mit hohen Kosten verbunden, die kaum veränderbar sind. So entfallen rund 70 bis 80 Prozent der Gesamtkosten auf das Betreuungspersonal, dessen Anzahl stark reglementiert ist. Für eine Kindergruppe müssen etwa mindestens zwei Betreuungspersonen anwesend sein, eine davon ausgebildet.
Die Lohnkosten orientieren sich zudem an Verbandsvorgaben, wobei aufgrund des vorherrschenden Personalmangels sowie wegen des zunehmenden Ausbildungsstandes die Löhne tendenziell steigen.
Synergien in der Verwaltung
Die restlichen 20 bis 30 Prozent der Kosten lassen sich am ehesten minimieren, wenn eine Krippe sehr viele Plätze hat oder sich mehrere Krippen zu einer Kette zusammenschliessen. So entstehen Synergien in der Administration, etwa beim Marketing, der Personalführung oder bei beim Einkauf. Zudem müssen die Betriebs-, Hygiene- und Sicherheitskonzepte nur einmal erstellt werden.
In der Schweiz sind in den letzten Jahren denn auch einige Krippen-Ketten entstanden, die in der Regel einen Hauptsitz haben, von wo aus die Filialen geleitet werden. Über das Krippenwesen existiert keine schweizweite Statistik. Nach Recherchen von «ECO» in der Betreuungsbranche ergibt sich folgende Tabelle, die die mutmasslich 10 grössten Krippen-Ketten der Deutschschweiz zeigt.
Mit 24 Krippen, die Platz für 900 Kinder bieten, ist «Familea» die grösste Deutschschweizer Krippen-Kette. An zweiter und dritter Stelle stehen mit «Leolea» und «Kids & Co.» zwei Ketten, die je 20 Krippen betreiben. Und an vierter Stelle folgen die Krippen des Industrie-Konzerns ABB, mit 15 Filialen und 520 Plätzen.
Die meisten dieser Ketten wollen weiter expandieren. Marco Spitz, Gründer der Kimi-Kette, etwa betreibt derzeit 15 Krippen und hat grosse Pläne: «Das Ziel ist, in den nächsten fünf Jahren auf 30 Krippen zu wachsen, das heisst zwei, drei Krippen pro Jahr zu eröffnen.» Da sein Modell «skalierbar» sei, sei auch das Wachstum nach oben offen, so dass es in ferner Zukunft auch 100 Krippen sein könnten, die zur Kimi-Kette gehörten.
Otto Ineichens vergeblicher Versuch
Einer, der bereits einmal eine Kette mit 100 Kinderkrippen aufbauen wollte, war Otto Ineichen. Der umtriebige Unternehmer und ehemalige Nationalrat plante Discount-Krippen mit einem Preis von rund 70 Franken pro Tag. Allerdings hatte er geringe Kenntisse des Krippenwesens und unterschätzte die Kosten. Zwar eröffnete Otto Ineichen zwei Krippen, doch diese gingen Pleite. Und das Projekt der Discount-Kette wurde nach dem Tod von Otto Ineichen Mitte 2012 abgebrochen.
Dass es in der Schweiz aber durchaus Potenzial für weitere und noch grössere Krippen-Ketten hätte, verdeutlich diese Zahl: Weit über 90 Prozent der Krippen in der Schweiz sind derzeit noch Einzelkrippen, die meist von einem ehrenamtlichen Vereinsvorstand geführt werden.
*Ohne Gewähr. Die Krippen-Kette «Globegarden» unterhält zudem über ein Dutzend Betriebe, allerdings erteilte niemand – trotz mehrmaliger Anfrage von «ECO» – Auskunft über die aktuelle Grösse der Kette.