Erbauer von Fiat und Chrysler, der Autokonzern FCA, will seine legendäre Sportwagentochter Ferrari abspalten und an die Börse bringen. Damit treibt CEO Sergio Marchionne kurz nach der Fusion mit Chrysler den Umbau des Konzerns weiter voran. Fiat kündigte den Börsengang von Ferrari am Mittwoch nach einer Sitzung des Verwaltungsrats an. An der Börse wurde das Vorhaben bejubelt, der Aktienkurs des Mutterkonzerns stieg an.
Der Plan, der im kommenden Jahr umgesetzt werden soll, sieht vor, dass zehn Prozent der Ferrari-Aktien auf den Markt kommen und die übrigen Anteile an die FCA-Aktionäre gehen. Gehandelt werden soll das Papier in den USA und möglicherweise auch in Europa. «In den USA ist Ferrari noch viel mehr eine Kultmarke als anderswo. Die Überlegung dürfte sein, dass sie dort einen Kultpreis erzielen könnten», sagt SRF-Italien-Korrespondent Massimo Agostinis.
Geld für darbende Marken
Wieviel der Ferrari-Anteil wert ist, wollte Marchionne nicht beziffern. Marchionne brauche dringend frisches Geld, sagt Agostinis. «Mit diesem Teilverkauf von Ferrari und einer Anleihe von zwei Milliarden Dollar beschafft er sich hunderte Millionen.» Erst vor zwei Wochen wurde die Fusion von Fiat mit der US-Tochter Chrysler abgeschlossen. 48 Milliarden Euro Investitionen sollen unter anderem der darbenden Marke Alfa Romeo neues Leben einzuhauchen.
Dass nur ein Teil der Aktien frei auf den Markt kommen solle, begründet Agostinis so: «Die Fiat-Erben Agnelli haben gesehen, dass der Konzern Geld braucht. Aber sie möchten die Kontrolle nicht verlieren.» So behielten sie einen grossen Einfluss auf den Konzern.
Vorausgegangen war ein Machtkampf zwischen dem Italo-Kanadier Marchionne und dem langjährigen Ferrari-Chef Luca di Montezemolo. Montezemolo leitete Ferrari rund ein Vierteljahrhundert lang.
Sechs Millionen Autos machen Konzern rentabel
Marchionne habe schon vor dieser Umstrukturierung immer gesagt, er müsse sechs Millionen Autos im Jahr bauen, sagt Agostinis, erst dann könne ein Konzern rentabel sein. Vergleiche mit anderen Autokonzernen bestätigen dies. Fiat ist mit 4,7 Millionen noch weit von dieser Marke entfernt. «Der Konzern hat einen grossen Makel: Er ist in Asien sehr untervertreten», sagt der Korrespondent.