Die Tabakindustrie hatte in den letzten Jahren wenig Grund zur Freude. Restriktionen weltweit sorgten für immer neue Sorgenfalten bei den Verantwortlichen. Ende 2014 huschte dennoch ein leichtes Lächeln über die Gesichter in den Konzernetagen. Kurz zuvor hatte US-Präsident Barack Obama angekündigt, die Beziehungen zu Kuba zu normalisieren – sprich das Ende des Wirtschaftsembargos eingeleitet. Ein Moment, auf den vor allem die Zigarrenindustrie schon lange gewartet hatte – auch Davidoff in Basel.
Bis 1989 produzierte man noch selbst in Kuba, zog sich aber auf Grund von Qualitätsproblemen und den Beschränkungen am US-Zigarrenmarkt zurück. Nun soll ein neuer Anlauf erfolgen.
Kontakt zu Kubas Tabakbehörden steht
Angekündigt hat diesen Schritt der Konzernchef höchstpersönlich. In einem Interview bestätigte ein euphorischer Hans-Kristian Hoejsgaard vergangenen Dezember, dass sich eine Rückkehr nach Kuba abzeichne. «Ich habe nie geglaubt, dass ich das als CEO von Oettinger Davidoff noch erleben würde.» Davon geträumt aber zweifellos: Laut Hoejsgaard laufen schon seit längerem entsprechende Vorbereitungen. Auch stehe man bereits mit den kubanischen Tabakbehörden in Kontakt.
Wann es zu der ersehnten Wiedervereinigung kommt, bleibt allerdings unklar. Es gebe keinen konkreten Zeitplan, sagte Mediensprecherin Paloma Szathmáry auf Anfrage von SRF News. Fest stehe, dass man bei einer Rückkehr nach Kuba der sogenannten «crop-to-shop»-Philosophie treu bleiben wolle. «Wir möchten vom Samen bis zur Handrollung der Zigarren alle Schritte unter Kontrolle haben, um den Kunden weltweit die gewohnte Qualität garantieren zu können.»
«Kubanischer Tabak ist einzigartig»
Für den Schweizer Zigarrenkenner Christoph Läubin könnte der Schritt von Davidoff zurück nach Kuba durchaus Sinn machen. Denn «kubanischer Tabak ist sicher einzigartig». Das hänge zum einen mit der dortigen Bodenbeschaffenheit und zum anderen mit der Besonderheiten bei Fermentation und Verarbeitung zusammen.
«Für Davidoff selbst wäre es sicher gut für das Marketing und eine Sortimentserweiterung – gerade mit Blick auf den US-Markt.» Die Nachfrage dort könne den Markt komplett verändern, denn die dort verkauften Stückzahlen seien sehr hoch.
Allerdings sei eine echte Davidoff schon heute von der Qualität her sehr, sehr gut und kubanische Zigarren per se nicht besser. Auch dürfe man den Zeithorizont nicht vergessen. «Bis das Embargo aufgehoben wird, könnte es noch Jahre dauern.» Und einfach wieder in das Land zu gehen und sofort zu produzieren, sei nicht so ohne weiteres möglich. Bis eine, wie Läubin es nennt, normale Verfügbarkeit gegeben wäre, würden mindestens zwei Jahre ins Land gehen.
Abnahme des Tabaks ist staatlich garantiert
Denn «das kubanische Denken beziehungsweise die kubanische Mentalität sind schon kompliziert». Das äussere sich dahingehend, dass kaum wirtschaftlicher Druck auf die Anbauer ausgeübt werden könne, hochwertigen Tabak zu produzieren, da die Abnahme des Tabaks staatlich garantiert sei. Hinzu komme, dass Kuba immer wieder von schlechten Ernten heimgesucht werde und die Anbaumöglichkeiten eingeschränkt seien.
Dem Ganzen zum Trotz lebt der Mythos noch immer. «Kuba ist eben für viele der Inbegriff für eine Zigarre.» Das sei in den Köpfen so drin, auch wenn es mittlerweile nicht mehr ganz richtig sei. Denn «guten Tabak herstellen, das können auch andere».
Christoph Läubin ist Geschäftsführer von «zigarren-online.ch».