Vor rund zwei Jahren begann die Talfahrt beim Goldpreis. Der Preiszerfall in dieser Zeit über 30 Prozent ist vor allem für die südafrikanischen Goldproduzenten ein grosses Problem Sie schreiben kaum noch Gewinne und fördern so wenig Gold wie noch nie zuvor. Tausende von Minen sind stillgelegt worden und Südafrika ist vom grössten Goldförderer weltweit auf Platz 5 abgerutscht.
SRF: Dagmar Wittek, warum leidet die Goldproduktion in Südafrika so stark?
Dagmar Witteck: Südafrika war früher der Goldexporteur Nummer eins, doch seit Jahren schon ist der Goldsektor auf dem absteigenden Ast. Alleine zwischen 2007 und 2011 brachen 20 Prozent der Goldförderung weg. Wegen dem sinkenden Goldpreis gibt es im Goldbergbau in Südafrika nur noch sehr geringe Gewinnmargen. Trotz immer noch grossen Goldvorkommen lohnt sich der Abbau nicht mehr.
SRF: Warum ist die Produktion so teuer geworden?
Südafrikas Goldminen gehören zu den tiefsten der Welt. Die Schächte reichen bis in 4000 Meter Tiefe. Das erfordert einen enormen technischen Aufwand und ist ein grosses Sicherheitsrisiko für die Arbeiter. Technik, Material und Knowhow muss vom Ausland importiert werden. Bei steigenden Preisen wird das sehr teuer. Dazu kommen stetige Lohnforderungen. Südafrika ist kein Billiglohnland und hat starke Gewerkschaften, die jedes Jahr Streiks der Minenarbeiter organisieren. Das ist auch nicht verwunderlich, sind die Löhne doch immer noch sehr tief. Ungelernte Arbeiter verdienen rund 150 Euro monatlich. Dennoch: Für die Bergbauunternehmen sind die Kosten zu hoch.
Einige Goldproduzenten schreiben Verluste. Riskieren die Bergarbeiter nicht, dass weitere Minen geschlossen werden, wenn sie höhere Löhne fordern?
Das tun sie. Zwei weitere Goldproduzenten haben nach dem letzten Preiszerfall angekündigt, dass sie Stellen streichen werden. Der Goldbergbau in Südafrika hat keinen Spielraum mehr und steht eigentlich vor dem Aus.
Was sind die Folgen für Südafrika?
Meiner Einschätzung nach wird die Goldförderung in Südafrika sterben, sollten sich die Preise nicht erholen. Die Folge: Bis zu 200‘000 Menschen verlieren ihre Jobs. Für Südafrikas Wirtschaft wäre das schwierig, denn die Arbeitslosigkeit liegt jetzt bereits bei 25 Prozent. Bislang stammen 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus dem Goldbergbau. Wenn das wegfällt, bekommt das Südafrika schon zu spüren.
Das Gespräch führte Marc Allemann.