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Wirtschaft «Die BSI-Affäre trifft das Tessin ins Mark»

Die Schliessung der Bank BSI ist für den Kanton Tessin bitter, denn die Bank beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende und war auch ein wichtiger Sponsor für kulturelle Anlässe. Was mit den Arbeitsplätzen passiert, ist noch offen. Allerdings gibt es nicht viel Hoffnung, dass sie erhalten bleiben.

Ein Finanzskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB wurde für die Schweizerische Privatbank BSI zum Desaster. Die Schweizerische Finanzmarktaufsicht Finma verordnet die Auflösung der Bank, die Bundesanwaltschaft eröffnet ein Strafverfahren. Tessin-Mitarbeiter Gerhard Lob äussert sich zu den Folgen für den Kanton Tessin.

SRF News: Wie sehr trifft die Auflösung der BSI den Wirtschaftsstandort Tessin?

Gerhard Lob

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Gerhard Lob berichtet regelmässig für Radio SRF aus dem Tessin. Der Journalist figuriert auch für den «Tagesanzeiger», den «Bund», die «Berner Zeitung» und das «St. Galler Tagblatt» als Korrespondent des Südkantons.

Gerhard Lob: Die Nachricht, dass die BSI innerhalb von zwölf Monaten aufgelöst wird, hat im Tessin wie eine Bombe eingeschlagen hat. Das zeigen auch die Titel der Tageszeitungen heute Morgen. «Ein Stück Bankengeschichte geht verloren» und auch von einem «Bankenbegräbnis» ist da die Rede.

Die Bank war in dubiose Geschäfte verwickelt und hat gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen. Was bedeutet das für den Bankenplatz Tessin?

Die fraglichen Vorgänge sind in Singapur passiert. Das Mutterhaus im Tessin trägt natürlich die Verantwortung, und das hat die Finma gestern auch klargemacht. Deshalb ist auch der amtierende CEO, Stefano Cuturi, sofort zurückgetreten. Für das Image des Bankenplatzes ist es ein extrem schlechtes Zeichen. Es geht ja in der Hauptsache um Geldwäscherei. Die Vorfälle ereigneten sich just in den Jahren, in denen die Schweiz bewusst daran gearbeitet hat, den Bankenplatz zu säubern, Stichwort Weissgeldstrategie. Diese Vorfälle stehen natürlich vollkommen quer dazu und insofern ist das für das Image gar nicht gut.

Die Vorfälle ereigneten sich just in den Jahren, in denen die Schweiz bewusst daran gearbeitet hat, den Bankenplatz zu säubern

Die BSI ist eine grosse Privatbank im Tessin, eine mit langer Geschichte. Schmerzt ihr Ende den Kanton?

Ja, das schmerzt ihn sehr. Es ist die älteste Tessiner Privatbank mit einer 140-jährigen Geschichte. Sie war auch im öffentlichen Leben präsent als Sponsor für Kultur, für Ausstellungen und auch für wichtige Musikveranstaltungen wie etwa das Klavierfestival Martha Agerich, das ohne die Bank nicht zustande gekommen wäre. Es beginnt ja in Kürze. Und diese Affäre trifft daher das Tessin ins Mark. Sie trifft die Banken und Finanzplatz, aber auch ein bisschen den Fiskus, denn es ist die einzige Bank, die im Tessin ihren Hauptsitz hat und dort auch Steuern bezahlt.

Die BSI wird aufgelöst und in die Zürcher Privatbank EFG eingegliedert. Was passiert mit den über 1000 Arbeitsplätzen, die es ja im Tessin gibt?

Ja, das fragen sich natürlich vor allem die vielen Angestellten. Mit den 1000 Angestellten ist die Bank übrigens die grösste Bank in der italienischen Schweiz. Sie ist insbesondere nach dem Zusammenschluss mit der Banco del Gottardo gross geworden. Der neue CEO Roberto Isolini hat versucht, etwas zu beruhigen, denn die Bankaktivitäten werden unter dem Dach der EFG fortgesetzt. Aber die Sorgen sind natürlich gross und Insider gehen davon aus, dass doch viele Arbeitsplätze verloren gehen, vor allem bei den Doppelspurigkeiten. Der Bankpersonalverband hat im Übrigen gefordert, dass nicht die kleinen Angestellten für die Fehler der Topmanager büssen müssen. Aber am Ende ist das Geschäft ausschlaggebend. Die BSI wird jetzt geschluckt, sie hat auch in den Verhandlungen keine Stellung mehr nach den jüngsten Vorfällen.

Audio
Der Kanton Tessin verliert nicht nur einen wichtigen Arbeitgeber, auch einen kulturellen Sponsor
aus SRF 4 News aktuell vom 25.05.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 22 Sekunden.

Bedeutet das, dass im schlimmsten Fall von der BSI im Tessin nichts übrig bleibt?

Ja, das ist so. Die Marke BSI wird verschwinden. Die Angestellten werden die Bankaktivitäten unter dem Namen EFG fortgesetzen. Aber der Verlust der Marke ist bitter. Es ist ein unrühmliches Ende für eine Bank, die im Kanton Tessin Geschichte geschrieben hat.

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