Aus Sicht der Unternehmen ist es durchaus sinnvoll, trotz kleinerer Gewinne gleich viel oder sogar mehr Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. «Man möchte damit Zuversicht demonstrieren, auch wenn man ein schlechtes oder unerfreuliches Jahr 2015 hatte», sagt Panagiotis Spiliopoulos, Chefanalyst der Bank Vontobel.
Vermögende profitieren
Vom Dividenden-Segen profitieren jene, die viele Aktien besitzen, also in erster Linie vermögende Privatinvestoren. Freuen dürfen sich auch reiche Aktionärsfamilien wie beispielsweise die Roche-Erben Hoffmann und Oeri und die Familie Martullo-Blocher bei der Ems-Chemie.
Leer gehen dagegen die einfachen Sparer aus: Wessen Geld auf dem Bankkonto liegt, bekommt wegen der extrem niedrigen Zinsen so gut wie nichts dafür. Es ist dies eine Folge der Tiefzinspolitik, mit der in der Euro-Zone die Europäische Zentralbank gegen die Krise kämpft und in der Schweiz die Nationalbank gegen die Frankenstärke.
Nebenwirkungen der Geldflut
Seit Jahren fluten die Zentralbanken in Europa, Japan und den USA die Wirtschaft mit billigem Geld. Das hat zwar die Konjunktur noch immer nicht richtig in Schwung gebracht, doch langsam werden die Nebenwirkungen sichtbar. Davor hatte jüngst auch die Dachorganisation der Notenbanken, die BIZ, gewarnt: Es gebe Hinweise, dass die extrem lockere Geldpolitik die Vermögens-Ungleichheit erhöht habe.
Denn wegen der weltweit tiefen Zinsen flüchten die Investoren in Aktien, die mehr Rendite abwerfen. Leisten können sich dieses Ausweichmanöver vorab die Reichen. Sie können mit Aktienkäufen Risiken eingehen, die die einfachen Sparer besser meiden.
Eigentlich sind alle Aktionäre
Einen kleinen Trost gibt es jedoch auch für die Kleinsparer, sagt Analyst Spiliopoulos. Über die AHV und die Pensionskasse seien in der Schweiz alle mit ihrem Vorsorgevermögen auch ein stückweit in Aktien investiert. Trotzdem sei klar, dass Vermögende, die selber Aktien besässen, noch zusätzlich von der aktuellen Entwicklung profiteren.
Es bleibt also dabei: Die üppigen Dividenden machen die Reichen noch reicher.