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Wirtschaft «Die Swiss ist grösser als die Swissair je war»

Die Position der Swiss innerhalb der Lufthansa stärken – mit diesem Ziel wurde vor zehn Jahren die Luftfahrtstiftung Schweiz gegründet. Nun wird sie plangemäss wieder aufgelöst. Was hat sie bewirkt? Fragen an den NZZ-Wirtschaftsredaktor Werner Enz.

Als der Nationalstolz zerbrach

Werner Enz

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Werner Enz, NZZ-Redaktor

Der auf internationale Aviatik spezialisierte Ökonom ist Redaktor bei der NZZ. Nach einigen Jahren als Auslandkorrespondent arbeitet er wieder in Zürich.

Seit zehn Jahren gehört die Swiss zur Lufthansa und ist nicht mehr selbständig. Damals gründete der Bundesrat die Luftfahrtstiftung mit dem Ziel, die Position der Swiss innerhalb der Lufthansa zu stärken. Sie wird nun aufgelöst.

SRF News: Was hat die Luftfahrtstiftung erreicht?

Werner Enz: Die Luftfahrtstiftung wurde damals bei der Übernahme der Swiss durch die Lufthansa als vertrauensbildendes Element gegründet. Sie ist meistens im Hintergrund geblieben, hat aber umso wirkungsvoller gearbeitet.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben?

Nach dem Grounding und den anfänglichen Problemen beim Wiederaufbau der Swiss kam die Übernahme durch die Lufthansa doch ein bisschen überraschend. Es war 2005. Damals war die Befürchtung gross, dass die Lufthansa den Verkehr von Zürich abzieht und Richtung München oder Frankfurt verschiebt. Die Luftfahrtstiftung hat mit einem Monitoring System mit Aviatik-Experten und Ökonomen immer wieder aufgezeigt, wo die Schweiz in Standortwettbewerb innerhalb des Konzern steht. Das hat sie überzeugend gemacht.

Waren die Befürchtungen eines Bedeutungsverlusts der Schweizer Luftfahrt unberechtigt?

Es war damals verständlich, dass man grosse Ängste hatte, es komme nicht gut. Wenn man auf die vergangenen fast 15 Jahre zurückblickt, war die Swiss in den letzten Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Sie ist gewachsen. Seit drei Jahren ist sie bereits grösser als die Swissair je war.

Die Stiftung äusserte vor einem Jahr Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit von Lufthansa-Swiss, vor allem aus Angst vor der Konkurrenz aus der Golfregion. Wie sehen Sie das?

Die Wettbewerbssituation wird sich voraussichtlich noch intensivieren. Die Luftfahrt ist ein knallhartes Geschäft. Es gibt auch immer wieder grosse Diskussionen, ob die einzelnen Luftfahrtgesellschaften mit gleich langen Spiessen unterwegs sind. Ich bin der Meinung, die Lufthansa muss durch eine überzeugende Marktleistung bei den Kunden so gut positioniert sein, dass sie in diesem Rennen gut mithalten kann. Innerhalb der Lufthansa ist die Swiss an der Spitze.

Verliert die Swiss ihre partielle Eigenständigkeit innerhalb der Lufthansa deswegen?

Die Swiss ist eine 100prozentige Tochter der Lufthansa. Diese hat aber ein Flair dafür, auch eigenständige Luftgesellschaften wie Brussels oder Austrian fliegen zu lassen. Ich beobachte, dass die Swiss – wenn sie so erfolgreich ist wie in den letzten drei, vier Jahren – eine de facto Selbstständigkeit hat. Sie kann mit eigenem Management und eigenem Auftritt am Markt gut punkten

Welche Bedeutung haben nationale Fluggesellschaften wie einst die Swiss noch, angesichts der starken Konkurrenz aus dem Golf und der Billigairlines?

Die Ethiad ist eigentlich noch viel mehr eine nationale Fluggesellschaft, und die Swiss hat zwar das Schweizer Kreuz am Heck, aber ist eine deutsche Tochtergesellschaft. In Europa wird die Konsolidierung viel weiter gehen. Einige wenige erfolgreiche Unternehmen werden fortbestehen. Die Gesellschaften müssen sich dem globalen Wettbewerb stellen. Der Wettbewerb wird immer härter.

Das Gespräch führte Marlen Oehler.

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