Kein Wachstum mehr in der deutschen Wirtschaft: Zum ersten Mal seit einem Jahr hat die Wirtschaft nicht mehr zugelegt. Wegen des schwächelnden Exports und sinkender Investitionen fiel das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni überraschend um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das statistische Amt Deutschlands am Donnerstag mitteilte. Allgemein wurde eher mit einer Stagnation gerechnet.
Dieser Rückgang sei noch nicht auf die aktuelle Krise mit Russland zurückzuführen, sagt Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft, denn die Zahlen stammten aus den Monaten April bis Juni. Für ihn ist der leichte Rückgang im zweiten Quartal noch kein Anzeichen eines Konjunktureinbruchs. «Die Eintrübung in der Bauwirtschaft, die massgeblich zum Rückgang im zweiten Quartal beigetragen hat, wird sich wieder normalisieren», sagt er.
In Frankreich keine Besserung erwartet
Beim wichtigsten Handelspartner Deutschlands, Frankreich, stagnierte die Wirtschaft im Frühjahr. Die Regierung in Paris halbierte deshalb ihre Wachstumsprognose für 2014 und rechnet mit einer höheren Neuverschuldung. Das Bruttoinlandprodukt stagnierte von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal, wie das französische Statistikamt Insee in Paris mitteilte. Anfang 2014 hatte die nach Deutschland zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone ebenfalls stagniert.
Die Notenbank Frankreichs erwartet auch im Sommer keine kräftige Belebung. Die Wirtschaft soll dann um 0,2 Prozent wachsen. Frankreich leidet unter einer hohen Arbeitslosigkeit, die den privaten Konsum belastet.
Die Regierung geht bislang für 2014 von einem Wachstum von 1,0 Prozent aus, während der Internationale Währungsfonds (IWF) nur 0,7 Prozent erwartet. Durch die Flaute kommt auch der Abbau der Neuverschuldung des Staates nicht voran. Damit könnte das Ziel in Gefahr geraten, das Haushaltsdefizit dieses Jahr auf 3,8 Prozent und 2015 auf 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken.