Über 7000 Franken geben Schweizer Haushalte jährlich für Versicherungen aus, das entspricht 11 Prozent des Einkommens. Nur in Luxembourg sind die Versicherungsausgaben noch höher. Der Schweizer Versicherungsmarkt ist gesättigt und stagniert, entsprechend hoch ist der Optimierungsdruck bei den Versicherungen. Gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens EY führt der verschärfte Wettbewerb dazu, dass bis ins Jahr 2030 45 Prozent der Schweizer Versicherer vom Markt verdrängt werden. Einer der Gründe dafür ist die Digitalisierung.
Mehr Preisbewusstsein, weniger Loyalität
Der digitale Wandel hat die Position der Versicherten spürbar verbessert: Neue Technologien haben die Preistransparenz erhöht und datengetriebene Geschäftsmodelle unterbreiten den Versicherten gezieltere Angebote. Die Folgen: Die Kunden sind sich der Preise mehr bewusst und sind weniger loyal. Dazu kommt, dass neue Anbieter, wie zum Beispiel InsurTechs, grosse Marktanteile gewinnen und andere Unternehmen aus dem Markt drängen.
Auch weitere Faktoren machen den Schweizer Versicherungen zu schaffen. Etwa der starke Franken, der verhindert, dass das Bruttoinlandprodukt der Schweiz wächst oder Negativzinsen, die vor allem die Lebensversicherer bedrohen. Auch die geringere Zunahme der Schweizer Wohnbevölkerung als Folge der Masseneinwanderungsinitiative ist gemäss EY eine Gefahr für die Versicherungen.
Auf eigene Stärken konzentrieren
Wie also kann eine Versicherung trotzdem noch profitabel wachsen? Die Zurich Versicherung setzt auf Sparen: Bis 2019 sollen 1.5 Milliarden Dollar eingespart werden. Das will die Versicherung zum Beispiel durch Einsparungen bei IT-Systemen und durch Stellenabbau erreichen. Yamin Gröninger, Leiterin Entwicklung Versicherungsgeschäfte EY Schweiz, ist überzeugt, dass solche Kosteneinsparungen alleine nicht genügen: «Man muss auf der Kundenseite umdenken. Die Kunden suchen Vereinfachungen». Ausserdem sollten sich die Versicherungen auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und zum Beispiel massgeschneiderte Services anbieten, bei denen digitale Wettbewerber nicht mithalten können. «Man muss sich fragen: Was können wir, das die InsurTechs nicht können», sagt Gröninger.
Yamin Gröninger ist optimistisch, dass die Versicherungen diese Herausforderungen meistern werden: «Aber es braucht eine starke Führung und Mut, etwas zu verändern».