Geradezu explodiert ist das Angebot von digitalen Büchern, sogenannten E-Books, in den letzten Jahren. «Das Angebot für das digitale Lesen hat sich von 2011 auf 2012 verzehnfacht», sagt Fabio Amato, Geschäftsführer von Orell Füssli.
Vergleichsweise günstig
Ein Grund für den markanten Anstieg ist der Preis: 18,90 Franken kostet beispielsweise der Kassenschlager «Shades of Grey» im Online Buchladen. Einiges günstiger ist der Bestseller in digitaler Form. Wer den Erotikroman nur als Datei – also als E-Book – kauft, bezahlt 12 Franken.
Bis 2015 werden 15 Prozent aller Bücher in digitaler Form gelesen, schätzt Orell Füssli. Ein Millionengeschäft winkt. Auch andere Buchhändler wie Thalia oder Weltbild machen deshalb die Bewegung vom Buch zum Bildschirm mit.
Nicht der Musikindustrie folgen
Doch die Händler sind nicht nur vom Profitstreben, sondern auch von der Angst getrieben. «Die Händler haben Angst, dass ihnen passiert, was den Händlern von Tonträgern 15 Jahre zuvor passiert ist», sagt Ralf Wölfle, E-Business-Forscher von der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Die Musikindustrie hat den Wandel zur Digitalisierung verschlafen. Das soll den Buchspezialisten nicht passieren. Sie rüsten auf. Die grossen Buchhändler bieten alle ein eigenes Gerät für das Lesen von E-Books an, sogenannte E-Book Reader.
Den eigenen Handel ankurbeln
Kaum grösser aber einiges leichter als ein gängiges Taschenbuch, bestehen die E-Book Reader vor allem aus einem Bildschirm, der eine Buchseite imitiert. Und für die Buchhändler besonders wichtig: Sie können die E-Book Reader konditionieren. Wer bei Weltbild solches Lesegerät kauft, wird auch seine digitalen Bücher bei Weltbild kaufen.
Die Buchhändler wollen die Kunden an sich binden. So wollen sie verhindern, dass diese nicht über die weitverbreiteten iPads oder andere Tablet-Computer digitale Bücher bei anderen Anbietern kaufen. Der Verteilkampf beginnt für die Buchhändler folglich bereits bei den Geräten.
Sorge bleibt
Trotz der Offensive bleibt eine Ungewissheit bei den Händlern. «Sie sorgen sich, weil sie nicht wissen, wie viele Anbieter es in den nächsten Jahren geben wird und ob sie dazugehören», sagt Wölfle.
Für die Händler ist klar, dass der Trend zu E-Books auch für das Personal Konsequenzen haben wird. Ein Stellenabbau stehe aber noch nicht zwingend an.
Neue Berufe entstehen
«Es entstehen natürlich auch ganz neue Berufsbilder. Es braucht Fachleute im technischen Bereich. Und es braucht Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche, die sehr spezialisiert das Thema digitale Lesen begleiten können», sagt Amato.
Ob auf Papier zwischen zwei Buchdeckeln oder als Datei auf dem Bildschirm: Der Buchhandel ist darum bemüht, dass ihnen Bestseller wie «Shades of Grey» auch weiterhin die Kassen füllen.
(prus)