Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat angekündigt, im Kampf gegen einen zu starken Euro auch auf unkonventionelle Mittel zurückzugreifen.
Als Instrumente nannte er grossangelegte Anleihekäufe, Strafzinsen für Banken, Liquiditätsspritzen oder auch weitere Zinssenkungen. Der geldpolitische Rat, welcher in Brüssel tagte, sei sich in dieser Frage einig.
Die Leitzinsen würden auf ihrem derzeitigen oder einem niedrigeren Niveau belassen, sagte Draghi. Falls nötig, wäre man auch bereit, die Geldpolitik noch weiter zu lockern, erklärte der EZB-Chef. Der Leitzins liegt derzeit weiterhin auf einem Rekordtief von 0,25 Prozent.
Starker Euro könnte Erholung verzögern
Mehrfach betonte Draghi die Bedeutung des Eurokurses für die Preisentwicklung und die konjunkturelle Erholung im Währungsraum. Der Wechselkurs sei zwar kein geldpolitisches Ziel: «Aber er ist sehr wichtig für die Preisstabilität und das Wirtschaftswachstum», sagte Draghi. Darum sei der starke Euro ein ernsthafter Grund zur Sorge.
Eine starke Währung verbilligt die Importe und die erhöhte Kaufkraft drückt zusätzlich auf die Teuerung in der Währungsunion.
Gleichzeitig werden Ausfuhren in Länder ausserhalb der Eurozone teurer, was die Exporteure belastet.
Ökonomen warnen vor Abwärtsspirale
In ihrer letzten Prognose März hatten EZB-Ökonomen für 2016 eine Inflationsrate von 1,5 Prozent vorausgesagt. Dies liegt noch klar unter der Zielmarke der Währungshüter. Einige Ökonomen befürchten, dass, ohne ein Eingreifen der EZB, der Euroraum bald in eine Abwärtsspirale gerät.
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) haben die EZB angesichts der niedrigen Inflation zum Handeln aufgefordert. Doch Draghi erteilte ihnen allen eine Absage: «Wir sind unabhängig».