Unternehmen schauen skeptisch in die Zukunft. Auch im Rückblick beurteilen Schweizer Unternehmen ihre Geschäftslage deutlich schlechter als noch Anfang Jahr, bevor die Nationalbank den Euro-Mindestkurs aufgehoben hat.
Das zeigt der Geschäftslage-Indikator, den die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich veröffentlicht hat. «Der starke Franken fordert seinen Tribut», kommentiert die KOF die Angaben von 4500 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt hatten.
Regional betrachtet, hat sich die Geschäftslage nach der deutlichen Abkühlung im Februar auch im April in fast allen Grossregionen weiter leicht verschlechtert. Einzig dem Tessin, dem Schlusslicht in der Lagebewertung, hat sich die Situation nicht erneut verschlechtert. Im Vergleich zum Jahreswechsel berichten nur Unternehmen im Espace-Mittelland und in der Region Genfersee von einer aktuell günstigeren Situation.
Gastgewerbe unter Druck
Auch von Branche zu Branche ist die Lage unterschiedlich: «Gebeutelt» von der Aufhebung des Euro-Mindestkurses wird laut der KOF das Gastgewerbe. Die Erträge schwinden und besonders in Bergregionen sei die Lage angespannt. Hotels meldeten denn auch merklich weniger besetzte und reservierte Zimmer als im Vorjahr.
Neben den Hoteliers meldeten auch Restaurateure eine deutlich schlechtere Lage als noch im Januar. Die Betriebe befürchteten in der Umfrage, dass die Nachfrage weiter zurückgeht. Sparen wollen sie deshalb beim Personal.
KOF Bulletin der ETH
Auch Grosshändler berichten von deutlich nachlassenden Geschäften. Man habe nicht nur weniger Nachfrage zu verkraften, sondern sie sehen sich auch einem stärkeren Preisdruck ausgesetzt.
Detailhändler beurteilten die Lage im April weiterhin zurückhaltend und zusammenfassend mit weniger Kunden und weniger Umsatz. Damit die Umsätze gehalten werden können, planen viele Geschäfte weitere Preissenkungen.
Sinkende Auslastung im verarbeitenden Gewerbe
Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe beurteilten ihre Lage im April immer noch als erheblich schlechter als Anfang Jahr. Der Auslastungsgrad ihrer technischen Anlagen sank von 82,1 Prozent im letzten Quartal 2014 auf noch 80,9 Prozent im ersten Quartal 2015.
Wegen des starken Frankens sehen sich die Unternehmer in Sachen Wettbewerbsfähigkeit im In- und Ausland erheblich benachteiligt. Die Unternehmen planen zudem, weniger Personal zu beschäftigen.
Wenig Sorgen bei Finanzdienstleistern
Das Baugewerbe beurteilt die Geschäftslage zwar weiterhin als vorwiegend gut, aber zugleich erheblich schlechter als vor einem Jahr. Sowohl Bau- als auch Projektierungs-Unternehmen rechnen jedoch damit, dass die Geschäftslage sich allmählich abkühlt.
Banken meldeten einen günstigeren Geschäftsgang und nahezu stabile Erträge im ersten Quartal. Die Institute beurteilen die Zahl ihrer Angestellten zwar immer noch als zu hoch, sehen für die nächste Zeit aber seltener Stellenstreichungen vor.
Versicherungen berichteten über eine insgesamt befriedigende Ertragslage. Sie erwarten eine schwächere Nachfrage, suchen aber dennoch zusätzliches Personal.