«AtlantikSolar» ist ein Flugzeug, das vier Tage lang autonom fliegt, angetrieben durch die Sonne. «Wingtra» ist eine Flugdrohne, die wie ein Helikopter abheben und landen kann, aber wie ein Flugzeug fliegt. «Skye» ist eine Ballondrohne, die über Menschenmengen hinwegfliegen kann. All diese Entwicklungen stammen aus den Labors der ETH und werden dieser Tage im Silicon Valley vorgeführt.
Grosses Interesse an ETH-Robotik
Das Interesse von US-Firmen am Knowhow aus der Schweiz ist an einem Anlass in San Francisco deutlich erkennbar. Chris Anderson ist CEO von 3D Robotics, dem drittgrössten Drohnenhersteller der Welt. «Zürich ist das Silicon Valley für die Robotik», stellt er fest.
Anderson sieht dafür zwei Gründe: Einerseits vermittle die ETH ihre Entwicklungen sehr geschickt, andererseits erkenne man in Zürich, wie wichtig Firmengründungen und Vermarktung von Entwicklungen seien.
Wie die Elite-Uni Stanford im Silicon Valley vermöge es die eidgenössische technische Hochschule, den Schritt von der Forschung zur Firmengründung zu machen. Das sei erstaunlich, da es in der Schweiz weniger Risikokapital und einen kleineren Markt gebe.
Drohnen fliegen mit Schweizer Software
Die 3D Robotics-Drohnen fliegen mit Software von der ETH. Informatik-Doktorand Lorenz Meier gründete das «Pixhawk»-Projekt, das sie entwickelt hat. Nun ist die Software zum Standard für die Drohnenindustrie in den USA und anderswo geworden.
Es ist ein Open-Source-Projekt, der Code ist also von Dritten einsehbar. Meier hat damit eine Gemeinschaft geschaffen, zu der sich Anderson bereits gesellt hatte, als er noch Hobbyist war und noch keine eigene Firma besass.
Auch der Action-Videokamerahersteller GoPro will ins Drohnengeschäft einsteigen und hat letztes Jahr den ETH-Spinoff Skyrobotix gekauft. GoPro-Techonologiechef Sandor Barna erklärt: «Wir suchten Drohnen-Talente und fanden dort das beste Team, das zu haben war.»
Troy Mestler, Gründer des Jungunternehmens Skyfront, ist an den ETH-Anlass in San Francisco gekommen, um nach zukünftigen Angestellten Ausschau zu halten. «Die ETH in Zürich ist schon seit längerem führend im Bereich Drohnen», sagt er. «Es hat dort viel Talent, und wir würden dieses gerne in die USA bringen.»
Von der Uhr zur Robotik
Den Erfolg des Standortes Schweiz erklärt Roland Siegwart, ETH-Professor für autonome mobile Roboter, damit, dass beide technische Hochschulen, die ETH und die EPFL, sehr früh in diesen Bereich investiert haben.
Aber die Schweiz eigne sich auch grundsätzlich dafür: «Robotik ist eine Kombination zwischen Präzisionsmechanik und künstlicher Intelligenz. In der Präzisionsmechanik sind wir schon seit Jahrhunderten gut, und in die künstliche Intelligenz und Informatik sind wir auch sehr früh eingestiegen an den technischen Hochschulen.» Diese Kombination gebe es in den USA nicht. «Das sollten wir jetzt nutzen.» Siegwart ist Mitbegründer zahlreicher Spinoff-Firmen und plädiert dafür, dass Professoren die Studenten dabei begleiten und beraten, wenn sie ihre Erfindungen auf den Markt bringen wollen.
Gesuchte Schweizer Talente
ETH-Doktorand Meier, der die Drohnen-Software entwickelt hat, erhält regelmässig Angebote von US-Technologiefirmen, die ihn oder seine Teammitglieder anstellen möchten. Den Jungforscher zieht es momentan aber nicht ins Technologiemekka Silicon Valley. «Zürich hat in den letzten zwei bis drei Jahren massiv aufgeholt, was Unternehmen angeht, die im Drohnenbereich aktiv und erfolgreich sind. Es gibt auch eine immer grössere Startup-Kultur.»
Für sein Projekt sei Zürich ein vorteilhafter Standort, da es hier extrem gut ausgebildetes Personal gebe und weniger Konkurrenz, wenn es darum gehe, zu rekrutieren.