654 Hektaren Land – etwa 900 Fussballfelder – gehören ihr. Keinem einzelnen, sondern 700 Bürgerinnen und Bürgern der Korporation Wollerau im Kanton Schwyz. Entstanden vor über 700 Jahren, hat die Geschlechtergenossenschaft, die sich aus über 20 in der Region ansässigen Familien zusammensetzt, bis heute überlebt.
Die Korporation ist finanziell autonom. «Wir sind einfach verpflichtet, mit unseren Investitionen nicht in eine Situation zu geraten, in der die öffentliche Hand mit Geld einspringen muss. Wir deponieren auch jährlich unsere Rechnung beim Regierungsrat, der die Oberaufsicht hat», sagt Korporationspräsident Christian Fuchs in «ECO».
Wie wertvoll ihr Boden ist, hat die in der Schwyzer Kantonsverfassung verankerte Institution des öffentlichen Rechts denn über die Zeit erkannt. Seit einem halben Jahrhundert verkauft sie kein Land mehr, sondern will das Grundeigentum zusammenhalten.
100 Wohnungen als wichtigste Ertragsquelle
Wirtschaftlich betrachtet, agiert das Gemeinwesen quasi als Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 7,5 Millionen Franken und eigener Geschäftsführung. Geschäftsleiter Markus Menti sagt: «Wenn man überleben will, muss man wirtschaftlich denken. Das war bei unseren Vorfahren so und ist bei uns nicht anders. Man kann die Substanz nicht erhalten, wenn man keine ertragsbringenden Aktivitäten hat.»
War lange Zeit der Wald wichtigste Ertragsquelle, so sind es heute die Mieteinnahmen aus 100 Wohnungen, die der Korporation gehören. Im hochpreisigen Wollerau setzt die Genossenschaft auf günstigen Wohnraum. Rendite-Maximierung ist kein Ziel. Zwei Drittel der Wohnungen sind an Nicht-Korporationsmitglieder vermietet.
Auf Korporationsboden befinden sich zudem Quellen. So stellt die Korporation seit 1899 die Wasserversorgung für 15‘000 Personen in der Region sicher. Nach Angaben des Schweizerische Verbands der Bürgergemeinden und Korporationen gibt es gesamtschweizerische rund 500‘000 Personen, die Mitglieder sind in solchen
Korporationen oder Bürgergemeinden. Bestand haben sie bis heute vor allem in der Deutschschweiz und im Tessin. Wie viel Grund und Boden sie insgesamt besitzen, ist nicht bekannt. Die Mitglieder der Korporation Wollerau – eine Besonderheit des Kantons Schwyz – können pro Jahr ein so genanntes Austeilgeld erhalten, eine Art «Dividende». 2014 waren es je Person 2000 Franken. Das Geld stamme, darauf legt Geschäftsführer Markus Menti wert, nur aus den Mietzinserträgen. Die Einnahmen aus der Wasserversorgung dürfen dafür nicht verwendet werden.
Kloster Einsiedeln will Boden zusammenhalten
Nicht weit von der Korporation Wollerau hat der grösste private Landeigentümer der Schweiz seinen Sitz: das Kloster Einsiedeln. Knapp 19,9 Millionen Quadratmeter Boden, verteilt auf fünf Kantone sowie eine Enklave im österreichischen Vorarlberg, gehören ihm.
Ähnlich wie Wollerau will das Kloster seinen Boden zusammenhalten. Verkauft wird bis auf wenige Ausnahmen kein Land mehr. Den meisten Boden erhielt die Benediktiner-Abtei von weltlichen Herrschern geschenkt. Unter anderem auch die Insel Ufenau im Zürichsee im 10. Jahrhundert. Dieses Kernland kaufte sie nach einer Enteignung im Zuge der Helvetik zurück.
Etwa 10 bis 15 Prozent der Erträge erwirtschaftet die Abtei, die ihre Ausgaben ohne Einnahmen aus Kirchensteuern decken muss, über den Boden. Zum Beispiel aus Pachten oder Baurechtszinsen. Josef Häcki aus Pfäffikon ist einer von rund dreissig Pachtbauern des Klosters. Er schätzt die Abtei als umsichtige Grundeigentümerin. «Ohne Kloster würde es hier ganz anders aussehen», sagt er.
Abt Urban Federer, der seit knapp zwei Jahren im Amt ist meint: «Wir versuchen aus Pacht, Wald und Baurechtszinsen das Marktübliche herauszuholen. Es geht nicht um maximieren. Aber es geht darum, dass wir davon leben können Genaue Zahlen gibt das Kloster keine bekannt. Das viele Land gehört nicht etwa dem Papst, sondern der Klostergemeinschaft, die heute aus rund 60 Mönchen besteht.