«Unruhen und Proteste scheinen hier ja fast regelmässige Ereignisse zu sein. Doch die meisten Touristen wissen offenbar heute zwischen Schlagzeilen der Medien und der tatsächlichen Lage vor Ort zu unterscheiden», sagt Daniel Kestenholz. Er ist freier Journalist in Bangkok und beobachtet die Lage vor Ort. Er wolle die Situation nicht verharmlosen. Aber: «Es ist noch keinem Tourist etwas passiert bei den Unruhen.» Die Touristen merkten im Normalfall gar nichts davon. Nur im Regierungsviertel sind Bereiche abgesperrt, Schulen und Geschäfte sind geöffnet.
In Bezug auf die Absage von Buchungen unterscheidet Kestenholz zwischen den asiatischen Touristen und solchen aus Europa. «Asiatische Touristen reisen oft in Gruppen. Offenbar gibt es da ein paar Stornierungen.»
Er relativiert die Reiseabsagen jedoch: Die Wachstumsraten in Thailand lagen bis zum Beginn der Proteste schon 20 Prozent über dem Vorjahr. «Der Tourismusminister rechnet mit einer halben Million weniger Gästen, doch noch immer mit rund 26 Millionen Ankünften bis Ende Jahr.» Das sei fast eine Verdoppelung der Zahlen in den letzten zehn Jahren.
Massentourismus schlimmer als politische Unruhen
«Je mehr Touristen, desto mehr nimmt die Kaufkraft der einzelnen Touristen ab.» Denn wo sich der Massentourismus breit mache, blieben zahlungskräftige Touristen weg. Gerade Chinesen, die Thailands grösste Touristengruppe ausmachen, die werden mit Billigarrangements durchs Land geschleust. «Das ist die wahre Krise des Tourismus in Thailand» sagt Kestenholz.
Um kurzzeitigen Einnahme-Einbrüchen wegen politischer Unruhen vorzubeugen, setzen die Veranstalter auf Diversifizierung von Märkten und Angeboten. Eine ganz wichtige Rolle dabei spiele der Kongress- und Messetourismus. Und wenn es tatsächlich zu einer Eskalation der politischen Situation käme, würde die Branche ein paar Wochen später mit Sonderangeboten reagieren. «Das hat sich in der Vergangenheit bewährt», sagt Kestenholz.