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Wirtschaft «Haben Sie sich einen Bonus ausbezahlt, Frau Thoma?»

21 Schüler und eine Konzernchefin. Suzanne Thoma, CEO der Bernischen Kraftwerke BKW, hat sich Fragen von Jugendlichen gestellt. Ohne Vorbereitung. Die Kaskade an Fragen empfand sie als provokativ und harmlos gleichzeitig.

«Mir bleibt die Mischung aus Interesse, Schüchternheit und dem Versuch, etwas provokativ zu sein», sagt Suzanne Thoma nach einem 45-minütigen Interview vor einer gesamten Schulklasse.

Das Projekt

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Im Rahmen des Jugend-Webprojekts « Mint » des Wirtschaftsmagazins «ECO» war Suzanne Thoma die zweite Konzernchefin, die eine Schulklasse getroffen hat. Die Premiere war in Davos erfolgt, mit UBS-CEO Sergio Ermotti .

Neben CEO-Treffen sind Video-Wettbewerbe und Schulbesuche von Moderator Reto Lipp Bestandteile des Projekts.

21 Maturanden mit Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht des Berner Gymnasiums Kirchenfeld durften der Konzernchefin des Energie-Unternehmens BKW ohne Einschränkung Fragen stellen. Weder die Redaktion «ECO», die das Treffen im Rahmen des Projekts «Mint» organisiert hat, noch das Unternehmen BKW haben Vorgaben gemacht.

Etwas nervös waren die Schüler zwar vor dem Treffen mit der Wirtschaftsfrau; ihren Fragen ist es nicht anzumerken. «Sie mussten gerade mehrere Leute entlassen – haben Sie sich einen Bonus ausbezahlt?», will Schüler Max Nyffenegger wissen. «In der BKW zahlen wir uns nicht selbst einen Bonus aus. Die Boni, die wir haben, werden durch den Verwaltungsrat bestimmt», sagt Suzanne Thoma – womit sie der Frage ausweicht. Sie verweist darauf, dass die Zahlen zum vergangenen Jahr noch «hochgeheim» seien.

Zentrale Lage in Europa als «Pfand»

Die Schüler konfrontieren Suzanne Thoma mit einer ganzen Bandbreite an Themen: Was das Abstellen des Kernkraftwerks Mühleberg bedeute (Thoma: Seine Bedeutung für die BKW werde «massivst überschätzt»). Welchen Sinn es ergebe, Strom gleichzeitig zu importieren und zu exportieren (Stromproduktion und –bedarf seien eben nicht stabil). Wie man zur Stromliberalisierung stehe (Man bereite sich seit 10 Jahren darauf vor), wie zur 2000-Watt-Gesellschaft (Wenn die Generation der Schüler so materialistisch sei, wie man sage, werde es nicht zu schaffen sein).

Gruppenbild von Schulklasse und Suzanne Thoma.
Legende: Die Wirtschaft/Recht-Klasse des Berner Gymnasiums Kirchenfeld nutzte die Freiheit, alles fragen zu dürfen. SRF

Ein weiteres aktuelles Thema: Die EU hat die Verhandlungen mit der Schweiz bezüglich eines europäischen Stromabkommens vor einem Jahr sistiert. Ein Schüler weist darauf hin, dass dennoch 23 Prozent des europäischen Stroms durch die Schweiz flössen. «Das ist sicherlich ein Pfand, das wir in der Hand halten in der Diskussion mit der EU», sagt Thoma, wohlwissend um die Bedeutung des Zugangs zum europäischen Markt. «Ich denke nicht, dass die EU Stromleitungen um die Schweiz herumbauen will, die niemand möchte.»

Junge Grossmutter und CEO

Während des Treffens erlaubt Suzanne Thoma auch Einblicke in persönliche Bereiche: Sie spricht über ihre Studienwahl und wie sie Familie und Berufstätigkeit vereinbart hat.

Suzanne Thoma ist jung Mutter von zwei Töchtern geworden und heute mit 52 Jahren bereits Grossmutter. «Ich war gar nie auf die Idee gekommen, dass es hätte schwierig sein können», erklärt Suzanne Thoma rückblickend. Zu ihrer Zeit hätte man diese Diskussion so nicht geführt. «Erst als ich meine Kinder hatte, merkte ich, dass ich zu den wenigen gehöre und dass ich von der Gesellschaft mit Argusaugen betrachtet werde.»

Denkschule Naturwissenschaft

Zum Schluss bringt Suzanne Thoma Schüler Olivier Clivaz ins Zweifeln. Trotz seines Plans, an der Universität St. Gallen Wirtschaft zu studieren, sei ihm aufgefallen, dass viele CEOs ein naturwissenschaftliches Studium vorzuweisen hätten.

Suzanne Thoma ist promovierte Chemie-Ingenieurin. Das Ökonomie-Studium hat sie später nachgeholt. «Ich bin der Meinung, dass dies ein sehr ein grosser Vorteil gewesen ist», sagt sie. «Während dieser Ausbildung an der ETH habe ich gelernt, auf eine ganz bestimmte Art zu denken». Dies helfe ihr heute in der Zusammenarbeit mit ihren technischen Angestellten.

Zudem härte ein solches Studium ab: «Man wird ein bisschen gequält. Aber anschliessend schockt dich nichts mehr besonders.» An der Spitze eines Unternehmens, das sich mit der Energiewende neu erfinden muss, könnte eine solche Herangehensweise von Vorteil sein.

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