Besteht überhaupt ein Bedürfnis? Seitens der Kunden sei die Nachfrage nach einer prompten Lieferung noch relativ klein, räumt Patrick Kessler, Präsident des Verbands für den Schweizerischen Versandhandel, ein. Dieses müsse erst noch geschaffen werden. «Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Kundenerwartungen in Bezug auf Lieferfristen laufend ansteigen», sagt Kessler. Der Druck, immer schneller zu liefern, sei für die Online-Händler deshalb gross.
Unterscheidungsmerkmal: Viele Online-Händler können sich heute kaum mehr über Preise oder das Sortiment von der Konkurrenz abheben. Die Lieferbereitschaft und die Geschwindigkeit würden daher zu einem immer wichtigeren Differenzierungsmerkmal, weiss Unternehmensberater Thomas Lang. Auch die Nachteile gegenüber Geschäften vor Ort versuchen die Online-Unternehmen durch kurze Lieferfristen wettzumachen. «Wenn ich die Lieferung in zwei bis drei Stunden bekomme, überlege ich mir einmal mehr, ob ich in die Stadt gehe und mir einen Parkplatz suche», sagt Lang.
Kampf gegen ausländische Konkurrenz: Um möglichst schnell liefern zu können, lassen sich die Online-Anbieter verschiedene Wege einfallen. Die einen arbeiten mit Pizza-Auslieferern zusammen, andere setzen auf Velo-Kuriere. Die Voraussetzung ist aber überall die gleiche: kurze Distanzen. Gerade deshalb sei eine schnelle Auslieferung eine Möglichkeit für Schweizer Online-Händler, sich gegen die ausländische Konkurrenz zu verteidigen, sagt Thomas Lang: «Will ein internationaler Händler mitbieten, muss er in die Schweiz kommen. Dann würden für ihn allerdings wieder höhere Personal- und Infrastrukturkosten anfallen.»