Der Streit zwischen Holcim und den Leiharbeitern begann 2005. Damals kaufte der Konzern zwei indische Zementfabriken. In der einen war ein Drittel der Belegschaft Leiharbeiter, in der anderen die Hälfte.
Am Anfang war die Freude gross: Die Verantwortlichen von Holcim versprachen viele Verbesserungen. Doch knapp zehn Jahre später habe sich nichts verbessert, sagt Gewerkschafter Lakhan Sahu.
Der 42-Jährige wirbt diese Woche mit einer kleinen Delegation in der Schweiz für die Rechte der Leiharbeiter. Diese verdienten mit umgerechnet 93 Franken pro Monat immer noch nur ein Drittel von dem, was ein festangestellter Zementarbeiter nach Hause trage, sagt er. Das reiche einer Familie kaum zum Überleben.
Anders als die Festangestellten hätten Leiharbeiter keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und festen Unterkünften. Sie müssten in Slums leben, ihre Kinder bekämen eine schlechtere Schulausbildung, so Sahu.
Holcim verweigert Stellungnahme
Dabei sehen die Leiharbeiter das Recht auf ihre Seite: Ein Abkommen zwischen Unternehmen, Gewerkschaften und Regierung verbietet Leiharbeit in der Zementherstellung.
Die Gewerkschaft klagte vor einem Gericht auf Festanstellung und bekam zweimal Recht. Doch Holcim ging in Revision und verklagte ihrerseits einzelne Gewerkschafter wegen Landfriedensbruchs. Holcim selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äussern.
Eine Hoffnung bleibt den Leiharbeitern: Vor zwei Jahren klagten sie in der Schweiz, weil sie die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen verletzt sehen. Diese Woche sei zum ersten Mal ein Dialog mit Holcim-Vertretern in Gang gekommen, sagt Gewerkschafter Sahu. Bis Ende November könnte das Verfahren abgeschlossen sein – ob zu Gunsten der Leiharbeiter wird sich zeigen.