Ein Blick auf internationale Ranglisten, sogenannte League Tables, zeigt: 2015 belegen im globalen Ranking der führenden Investmentbanken die beiden Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS die Plätze Sieben und Neun.
UBS und CS international auf Spitzenplätzen
Diese Ranglisten spielen im Kampf um Kunden eine entscheidende Rolle: Insbesondere Grosskonzerne setzen gerne auf die Besten der Branche – aus Prestige. Gemessen an den Erträgen, die die Branche 2015 erwirtschaftete, gehören die beiden Grossbanken international also zur Crème de la Crème des Investment Banking.
Im von beiden Banken favorisierten chinesischen Markt sehen die Verhältnisse dagegen etwas anders aus: Acht von zehn der Top-Ten-Plätze nehmen lokale Banken ein. UBS schafft es auf Platz sechs. Credit Suisse dagegen ist nicht in den Top Ten vertreten.
Weil die meisten ausländischen Investmentbanken ihre Zukunft in Asien und vor allem in China sehen, herrscht grosser Konkurrenzkampf um die Superreichen des Landes. Noch wird der Markt aber von chinesischen Banken dominiert. Zudem seien Chinesen keine einfachen Kunden, sagt Bruno Patusi, Bankenexperte des Beratungs- und Revisionsunternehmens Ernst & Young (EY), gegenüber «ECO»: «Die chinesischen Kunden tendieren dazu, mehrere Investment Banken gleichzeitig zu beauftragen, statt loyal nur mit einer Bank zu operieren. Das drückt auf die Margen.»
Das kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Denn die Margen im Investment Banking sind ohnehin seit der Finanzkrise in allen Geschäftsbereichen stark geschrumpft. Ursache ist die weltweite Regulierung, welche die Banken zwingt, riskante Geschäfte mit mehr Eigenkapital zu unterlegen.
Gewinnmargen mehrheitlich einstellig
Gemäss einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey sind beispielsweise die Gewinnmargen im Handel mit Rohstoffen von durchschnittlich 20 Prozent auf acht Prozent gesunken. Bei der besonders riskanten Kredit-Strukturierung lassen sich gerade noch drei Prozent Gewinnmarge im Schnitt erzielen. Einzig im Devisen- und Aktienhandel sind die Margen mit 16 respektive 15 Prozent noch zweistellig – wohlgemerkt gesunken von 30 respektive 25 Prozent vor der Regulierungswelle.
Die Folge dieses Margenschwunds: Viele Banken bieten nicht mehr die gesamte Palette an Investment-Banking-Leistungen. UBS beispielsweise hat sich bereits 2012 von ihrem Anleihengeschäft getrennt. Credit Suisse hat nun angekündigt, ihr Investment Banking ebenfalls zu verkleinern.
Eintrittskarte für die Vermögensverwaltung
An ihrer Asienstrategie halten beide Banken dennoch fest. Das Investment Banking soll ihnen als Eintrittskarte dienen, um ihre Vermögensverwaltung in Asien stärker zu etablieren, weiss EY-Bankenspezialist Patusi: «Der Eintritt in den chinesischen Markt ist für beide Schweizer Grossbanken extrem wichtig. Es ist allerdings ein Marathon, das ist nicht etwas, das man über zwei, drei Jahre erfolgreich umsetzen kann. Die Langfristperspektive ist auch, dass sie übers Investment Banking ihr Wealth Management etablieren wollen. Und das braucht Zeit.»