Begonnen hat die ganze Geschichte vor 13 Jahren, als das WEF für einmal in New York durchgeführt wurde und nicht in Davos. Dort wurde der damalige Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, von einem Journalisten von Bloomberg gefragt, ob der inzwischen verstorbene Medienmogul Leo Kirch von seiner Bank noch mehr Geld geliehen bekomme.
Kirch, Besitzer von Fernsendern und vielen anderen Beteiligungen bis hin zur Formel 1, war damals in finanziellen Schwierigkeiten. So stand er unter anderem bei der Deutschen Bank mit 800 Millionen in der Schuld. Breuer antwortete dem Journalisten damals, «dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen».
Ein Statement mit Folgen
Dieser zwar relativ vorsichtig formuliert Satz Breuers löste seither eine Lawine von Prozessen aus, wurde damit doch klar, dass die Deutsche Bank als grösste private Bank Deutschlands Kirch nicht mehr für kreditwürdig hielt.
Kurz darauf brach der gewaltige Gemischtwarenladen auseinander. Seither überzog der wütende Kirch die Bank mit Schadensersatzprozessen ohne Ende. 2011 starb er und erlebte damit seinen grossen Triumph nicht mehr. Seine Erben bekamen im Hauptverfahren nämlich Recht. Die Deutsche Bank zahlte fast eine Milliarde Euro Schadenersatz für das eine Sätzchen von Breuer.
Staatsanwaltschaft setzt nach
Damit schien die Sache vom Tisch, ist sie aber nicht. Weil nämlich die Staatsanwaltschaft zur Auffassung gelangte, fünf führende Vertreter der Deutschen Bank hätten im Prozess nicht die Wahrheit gesagt.
Die Ermittler liessen 2012 mehrere Gebäude der Deutschen Bank durchsuchen, stellten Computer und anderes Material sicher. Sie klagen die fünf Mitglieder jetzt an, sie hätten sich im Prozess gegen Kirch als Zeugen untereinander abgesprochen und Falschaussagen untereinander vereinbart, was schwer strafbar ist.
Das Schwarzpeterspiel kann beginnen
Auf rund 650 Seiten beschreibt die Anklage heute ihre Vorwürfe. Die Angeklagten reisten mit einer ganzen Armada von Verteidigern an. Der Prozess soll mindestens 16 Wochen dauern, immer dienstags in München.
Dabei steht viel auf dem Spiel: Zum einen das Image der Deutschen Bank, die sich zurzeit auch anderen schwersten Vorwürfen ausgesetzt sieht: Manipulation des Libor und fortgesetzter schwerer Steuerbetrug im Handel mit CO2-Zertifikaten. Zum anderen steht der Ruf der Männer auf dem Spiel. Sie riskieren hohe Strafen und werden kaum mehr geschlossen auftreten und zusammenstehen.
Joe Ackermann hat bereits angedeutet, dass er sich von seinen früheren Aussagen etwas wegbewegen werde. Das könnte in der Folge ein sehr prominentes Bank-Schwarzpeterspiel werden. Jürgen Fitschen, gegenwärtiger Konzernleiter, wird dabei sicher auch keine Schuld auf sich nehmen wollen. So sagte er gestern erneut, dass er «keinen Grund dafür sehe», warum man diese Anklage gegen ihn erhoben habe.