«Es gibt sicher Verfehlungen, die unverzeihlich sind, die auch kriminell sind», sagt Josef Ackermann im «ECO»-Studio. Anfang Dezember wurde die Deutsche Bank wegen der Manipulation des Libor-Zinssatzes zu einer Busse von 900 Millionen Franken verurteilt – dies geschah auch unter seiner Ägide.
Josef Ackermann sieht seine Rolle in dieser Sache. «Irgendwo ist man verantwortlich für die Organisation und für die Auswahl der Mitarbeiter», und fügt hinzu: «Im Nachhinein kann man sagen, dass das eine oder andere strikter hätte gehandhabt werden müssen.»
25 Prozent Eigenkapital-Rendite kann man vergessen.
Der ehemalige Konzernchef relativiert aber auch. Im Grossen und Ganzen sei die Deutsche Bank gut weggekommen. «Ich bin eigentlich recht stolz, wie wir durch die Finanzkrise gekommen sind – übrigens auch ohne Staatsgelder.»
Er rechnet mit neuen Aufdeckungen und neuen Rechtsfällen in der Finanzbranche. «Währungen, Gold, Commodities – all das wird jetzt untersucht», so Josef Ackermann.
Die 25 Prozent Eigenkapital-Rendite, die er einst bei der Deutschen Bank forderte, sieht der 66-Jährige heute als völlig unrealistisch an: «Das kann man vergessen, weil heute ganz andere Rahmenbedingungen herrschen.»
Kleingerechnete Risiken
Auch zur Eigenkapital-Quote äussert er sich kritisch: Es sei richtig, dass Banken weiter Schulden abbauen müssten, respektive die Eigenkapital-Quote erhöhen.
Die Vorgaben nach dem Mindeststandard Basel III erlauben, dass eine Bank Risiken unterschiedlich gewichtet. Beispielsweise müssen Kredite an Firmen mit guter Qualität in Höhe von 100 Millionen nur mit 50 Millionen hinterlegt werden. Oder: 100 Millionen Franken in Staatsanleihen höchster Bonität lassen sich zu einem Nullrisiko herunterrechnen. Kleingerechnete Risiken bedeuten scheinbar mehr Eigenkapital.
Auf eine Zahl zur Eigenkapital-Quote will sich Josef Ackermann nicht festlegen: «Wir sollten nicht ständig über Zahlen sprechen, sondern das erfüllen, was gefordert ist», so Ackermann.