Der Libor ist der Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen. Deshalb gilt er als der weltweit wichtigste Zinssatz. Als vor einem Jahr aufflog, dass ihn mehrere Banken manipuliert hatten, geriet der Libor in Verruf. Als vertrauensbildende Massnahme soll er künftig von der New Yorker Börse berechnet werden, und nicht mehr von der britischen Bankiervereinigung.
Damit ist der zweite Punkt auf dem Zehnpunkteplan der britischen Finanzmarktaufsicht abgehakt. Sie fordert dort, dass das Vertrauen in den Libor zurückgewonnen wird.
Die Auslagerung der Libor-Berechnung sei ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, sagt Manuel Ammann, Professor für Finanzen an der Universität St. Gallen. «Die englische Bankiervereinigung geniesst das Vertrauen nicht mehr. Deshalb braucht es einen Neubeginn mit einer neuen Institution, die diese Berechnung durchführt.»
Weitere Massnahmen geplant
Die neue Institution ist die New Yorker Börse. Sie muss nun auch noch die verbliebenen Punkte auf der Checkliste umsetzen. Besonders wichtig sei zum Beispiel, dass die Grundlage für die Libor-Berechnung angepasst werde, betont Ammann gegenüber SRF.
Es sei wichtig, dass dazu nicht nur hypothetische Eingaben von Banken benutzt würden. Die Eingaben müssten auf tatsächlich gehandelten Werten beruhen – auf Zinsen also, die die Banken auf realen Krediten bezahlen und erhalten. Das soll künftig die Basis für den Libor sein.
Weiter sollen mehr Banken Daten liefern. Mehr Daten gleich glaubwürdigere Zinsen, so die Idee der britischen Behörden, die auch in Zukunft die Aufsicht über den Libor haben.
Bis die New Yorker Börse alle zehn Punkte umgesetzt hat, dürfte es mindestens noch ein Jahr dauern. Ob das Vertrauen in den Libor überhaupt zurückkommt, bleibt offen. Kritiker stellen die Unabhängigkeit der New Yorker Börse bereits in Frage. Schliesslich werden an der Wallstreet Libor-Produkte gehandelt.