Nicht genug für die Warenhaus-Kette Globus, dass der Nonfood-Bereich in der Schweiz im letzten Jahr 4 Prozent Umsatzrückgang zu verzeichnen hatte: Im «ECO Talk» sitzt CEO Thomas Herbert nun auch noch neben dem Vertreter der Firma, die seine Umsätze immer weiter in Bedrängnis bringt: Zalando-Schweiz Chef Dominik Rief.
Das deutsche Unternehmen Zalando hat sich innerhalb von nur 8 Jahren zum Schrecken des stationären Handels entwickelt. 3 Milliarden Euro Umsatz hat das einstige Start-up letztes Jahr erzielt, vorwiegend mit Kleidung und Schuhen – und das rein online. Über Zahlen, die sich auf den Schweizer Markt beziehen, schweigt Zalando-Schweiz-Chef Dominik Rief. Schätzungen gehen von 320 Millionen Franken aus. Das ist bereits ein Drittel von Globus – ohne einen einzigen Beschäftigten in der Schweiz.
Globus-Chef Thomas Herbert zeigt im «ECO Talk» weder Ärger noch Neid, sondern findet die Zahlen von Zalando «beeindruckend». «Sie haben alles richtig gemacht in dieser Zeit», sagt er zu Dominik Rief. «Und unsere Aufgabe wird sein, einen Teil dieses Kuchens wieder zurückzuholen.» 15 Prozent des Kleiderhandels laufe mittlerweile online.
Ausland-Shopping: Es ist nicht nur der Preis
Bericht Credit Suisse
30 Prozent sind es bereits im Elektronik-Bereich. Media-Markt-Schweiz-Chef Karsten Sommer spürt aber nicht nur den Willen zum Digital-Shopping. Vor allem am Wochenende merkt er, dass die «Besucherfrequenzen deutlich zurückgegangen seien». Dann, wenn die Kunden ins Ausland fahren, um zu shoppen.
11 Mrd. Franken haben Bewohner der Schweiz im letzten Jahr ins Ausland getragen. Das zeigte eine Studie der Credit Suisse im Januar.
Verständlich ist es für Karsten Sommer im Falle seiner Branche nicht. «Es gibt keinen Grund, ins benachbarte Ausland zu gehen», meint Sommer. «Die Unterhaltungselektronik ist in der Schweiz mit Abstand am günstigsten in ganz Europa.» Dass man die Käufer zurückholen könne, bezweifelt er, stehe doch vielfach nicht mehr das Einkaufen im Vordergrund, sondern der Ausflug, an den man sich gewöhnt habe und den man gerne unternehme.
Im Kleiderhandel muss man sich allerdings an die eigene Nase fassen, dass dieser Exodus so massiv stattgefunden hat. «Man ist auf dem falschen Fuss erwischt worden», sagt Globus-Chef Thomas Herbert im Rückblick. Als der Mindestkurs zum Euro aufgehoben wurde, habe man die Preise nicht schnell gesenkt. Allerdings will er auch verstanden wissen: Man habe zunächst nicht reagieren können. Die Ware sei bereits eingekauft gewesen, der Spielraum zur Senkung deshalb nicht vorhanden.
Online und Offline verbinden
Anstatt die Uhr zurückdrehen zu wollen, gilt es zu überlegen, was noch zu retten ist. Thomas Herbert hantiert mit dem Begriff Crosschannel. Im Gegensatz zum Multichannel-Gedanken plane man nicht mehr einzeln, wie man den stationären und den Online-Kunden abholen könne. Man verflechte die Kanäle vielmehr miteinander. «Und diese Verknüpfung, intelligent gelöst, wird dem stationären Handel helfen, dass nicht alles abfliesst», glaubt Thomas Herbert.
Vor diesem Hintergrund sind die Aktivitäten der Online-Giganten aufschlussreich. Sie beziehen plötzlich das Stationäre in ihre Planungen mit ein. So heisst es, Amazon wolle in Kürze Hunderte von Buch-Läden weltweit eröffnen.
Und Zalando-Schweiz-Chef Dominik Rief berichtet von Ambitionen in seinem Haus: «Wir starten erste Tests in Berlin mit dem stationären Handel zusammen, wo ein Händler sein Sortiment auf unserer Website online stellt, der Kunde es bei uns bestellen kann, die Post es im Laden abholt und es dann zum Kunden bringt.» Dass Zalando einen Teil des Erlöses einstreichen würde, versteht sich von selbst.
Im «ECO Talk» besteht Einigkeit in einer Sache: Man dürfe den Online- nicht länger vom Offline-Kunden unterscheiden wollen. «Hauptsache, er bleibt bei uns», bringt es Karsten Sommer von Media Markt auf den Punkt. Was auch immer dafür nötig ist.