Die Luxusgüterindustrie ist derzeit nicht zu beneiden: Sie leidet weiter unter den Auswirkungen des starken Frankens, dem Rückgang im europäischen Tourismus nach den Terroranschlägen in Paris und Brüssel oder der weiterhin schwachen Nachfrage aus Hongkong.
Das spürt auch der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont, wie die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres (per Ende März) zeigen: Nur dank Sonderfaktoren stiegen Umsatz und Gewinn.
Umsatz: Wechselkurse beflügeln
Mit den Verkäufen seiner Luxusprodukte zum Beispiel von Cartier, Montblanc, IWC oder Piaget erzielte der Genfer Konzern einen Umsatz von 1,08 Milliarden Euro. Das sind zwar 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Umsatzwachstum verdankt der Konzern allerdings günstigen Wechselkursen.
Bei konstanten Wechselkursen wäre der Umsatz dagegen um 1 Prozent gesunken, wie Richemont mitteilt.
Gewinn: Buchgewinn schönt Zahlen
Beim Gewinn sieht es ähnlich aus: Zwar resultierte ein grosses Plus von 2,2 Milliarden Euro, zwei Drittel mehr als im Vorjahr. Den Gewinnzuwachs verdankt der Konzern allerdings in erster Linie einem Sondereffekt: Richemont profitiert vom Buchgewinn aus dem Zusammenschluss seiner Online-Tochter Net-A-Porter mit einem italienischen Konkurrenten. Das satte Gewinnplus ist somit kein Indiz für besonders gute Geschäfte.
Für Russen zu teuer
Die vermögende Kundschaft war schon kauffreudiger. Das hat sich bereits im Weihnachtsgeschäft gezeigt. Da musste Richemont schrumpfende Umsätze bekannt geben. Die Gründe liegen vor allem im Ausland. In Russland beispielsweise leiden viele Kunden unter dem Zerfall des russischen Rubels. Sie können sich die teuren Schweizer Uhren nicht mehr leisten.
Volle Lager in Hongkong
In China ist eher die Konjunkturflaute daran Schuld, dass das Geld für Juwelen bei den Kunden nicht mehr so locker sitzt. Kommt hinzu, dass in China die Regierung gegen Korruption kämpft und entsprechend gegen das Verschenken von Luxusartikeln vorgeht.
Das hat dazu geführt, dass speziell in Hongkong – einem der wichtigsten Exportmärkte für Schweizer Uhren und Schmuck – die Juweliergeschäfte noch auf vollen Lagern sitzen. Die Juweliere wollen zuerst diese Lagerbestände abbauen, bevor sie bei Konzernen wie Richemont, Louis Vuitton oder Swatch Nachschub bestellen.
Schlechter Start ins neue Geschäftsjahr
Zu Beginn des neuen Geschäftsjahres im April sanken die Umsätze von Richemont weiter. Im Ausblick bezweifelt Richemont denn auch, dass sich das Umfeld in nächster Zeit deutlich verbessern wird. Der Konzern will deshalb die Kosten weiterhin genau im Auge behalten.
Der schleppende Absatz von Luxusartikeln hat bereits Folgen für die Belegschaft: Der Richemont entlässt aus Spargründen derzeit 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schweiz.
Branche muss kleinere Brötchen backen
Das Beratungsunternehmen Bain geht davon aus, dass sich das Geschäft mit Luxusartikeln nur langsam erholen wird. Die Branche müsse sich in den nächsten Jahren wohl mit einem eher bescheidenen Wachstum von 2 bis 3 Prozent begnügen. Zweistellige Umsatzzuwächse wie 2013 seien vorläufig wohl vorbei, sagen die Experten.